Friedrich Bolger - Am Weg (russlandeutsche Autoren stellen sich vor am 18. März)

Hördatei: 

Friedrich Bolger auch hören
Am Weg

Ich steh am Weg.
Er eilt ins Weite fort.
Wohin?" frag ich.
Er schweigt.
Er spricht kein Wort.
Mich dürstet,
doch er lässt mich
rat- und hilflos stehn.
Soll ich ihm folgen?
Soll den Weg ich gehn?
Da dämmert
in der Ferne auf ein Bild.
Ist's nicht die Quelle,
die den Durst mir stillt?
Ich schreite aus,
ich säume jetzt nicht mehr …
Wo blieb der Mensch,
wenn nicht die Hoffnung wär?

BOLGER, Friedrich, 12.4.1915 Reinhardt an der Wolga - 14.12.1988
Jarowoje (Altai), Lyriker, Dramatiker, Publizist und Nachdichter. Sohn
eines Tierarztes, Arbeit nach der Schule als Lehrer, danach Studium der
Veterinärmedizin im Technikum und an der Pädagogischen Hochschule
Engels, 1936/42 tätig als Lehrer an der Wolga und in Kasachstan, 1942/46
Arbeitslager im Ural, danach verschiedene Berufe in Sibirien, von 1960
Arbeit in den Zeitungen bis 1971, dann freischaffend, von 1965
Parteimitglied. Schrieb deutsch, notfalls stieg er auf russisch um.
Autor von Erzählungen, Gedichten, Skizzen, Stücken  und Schwänken. Tiefe
menschliche Gefühle, philosophische, ästhetische Gedanken sind für
seine Werke kennzeichnend. Ihm selbst waren starker Lebensdrang und
unbeugsame Willenskraft eigen. Sprache und sein Stil sind schlicht,
trotzdem aussagestark. Wurde stark beeinflusst von der russischen
Dichtung, Witz und Humor, Satire und Spott sind ihm nicht fremd. In
seinen Stücken und Schwänken ist er volksnah und urwüchsig.
Veröffentlichungen in Zeitungen, Almanachen und Sammelbänden.