Kevin Junk - neue Spezies (Gedicht des Tages. Es liest der Autor)

Hördatei: 

Neue Spezies

Ich schaue auf den Sperrbildschirm
die Aprikosenhyänen beißen mir ins Genick
ich schaue in den Messenger
blaue Widerhaken, die Aprikosenhyänen beißen mir
in den Beckenboden, wollen mir das linke Bein
ausreißen. Ich streichele sie sanft

Tränen aus Wogen, kristallen und salzig
sie sind bereits geronnen.
ich frage die Hyänen, woher kommt ihr
aus dem Wald rufen sie, der Wald, den kennst du
welchen Wald frage ich sie
und wir verfallen alle ins Gelächter der Diagnostizierten

ich weiß welchen Wald sie meinen, aber
brauche ein Zeichen. Schreib mir doch
endlich zurück, klar bin ich erwachsen
und die Therapie ist zu Ende
auch hier Lachen die Hyänen, ich nur auf
einem Auge mit, Aprikosenlachen

als ob austherapiert sein, was,
aastherapiert, guter Vorschlag, Hyänenworte
jetzt bedeutet, dass der Schmerz nicht mehr kommt
das heißt doch nur: Du hast die Werkzeuge mal gesehen
die OP musst du jedes Mal wieder am
offenen Herzen austragen

Aprikosen: sanft, weich und ein bisschen sauer
Nadelbäume wachsen in diesem Wald, mit Nadeln
an denen man sich schneiden kann, um sich
über das zu vergewissern was draußen
wie drinnen schmerzt.

Die Therapie, die hat mir das doch aberzogen
das Schneiden wollen und das nicht aushalten können
die Hyänen lachen wieder. Es gibt kein Entkommen
nur Konfrontation. Ich lege das Handy weg und
die Hyänen lassen locker.

In diesem Leben gibt es nur den Frieden
wenn die aprikosenen Hyänen und
der mutige Pfirsichlöwe nebeneinander existieren:
Bleibt sanft, sagen die Väterinnen.