Lydia Kock: Der Lärm verstummt

Hördatei: 

Lydia Kock
Der Lärm verstummt

Sie sagen nichts und beobachten nur das Zucken der Augen des anderen, um daraus zu lesen, doch diese Augen haben schon lange nichts mehr zu sagen, waren einst voller Farbe, doch sie blichen aus mit der Zeit. Mich ekelt an diese Stumpfheit, die Tristesse der Sinne,
ekelt mich an, laufe davon. Über die Stufe der Küchentür stolpere ich jedes Mal, doch es interessiert nicht mehr, selbst wenn ich einen Schuh verliere. Das Gras ist noch feucht, schon ekeln sie mich an. Während ich noch durch Wolken laufe, sind sie bereits blind. Ich laufe schneller, strauchle über Sträucher und erreiche das Ende der Weide. Meine Kleidung durchnässt und nimmt feuchte Erde mit sich, als ich den Zaun unterwinde.
Und dann bin ich da. Vor mir der Wald. Fuß nun vor Fuß, und es wird dunkler und kühler. Der Wald kühlt mich ab. Kühle Gedanken in einem zitternden Körper, kühle Lunge neben einem tobenden Herz. Ich fühle mein Inneres. Nun ist es weniger hitzig, gefahrloser anfassbar. Ich besinne mich, ohne zu zer-springen. Nur der Ekel ist geblieben. Ich erbreche, der Wald nimmt mir den Ekel, ich gebe ihn ab. Eine Weile der Erholung. Fuß nun vor Fuß in die Mitte der Freunde. Denn dort muss ich gestehen, dass der Ekel nur die Angst zu verdecken versuchte, mein Auge für das Glück zu verlieren.