Tanja Lücker - Traummänner (eine Satire) (Jugendliche melden sich zu Wort)

Hördatei: 

Von Wärme umströmt und ihrer Lieblingsmusik verwöhnt, rutschte sie tiefer in ihre weiße Hängematte. Sonnenstrahlen schienen ihre Lider zu streicheln und von weit her der Geruch nach Eis. „Lieber Kirsche oder Stracciatella?“, vernahm sie eine unheimlich attraktive Stimme. Jemand legte seine warme Hand auf ihre Schulter, und sie wusste, dass sie diejenige war, die eine Antwort geben würde. Langsam öffnete sie ihre Augen und blinzelte gegen die bereits tief stehende Sonne, einfach unbeschreiblich, ein umwerfender Mann! „Kirsche, danke“, sagte sie entzückt und nahm ihre Lieblingssorte entgegen. Er beobachtete sie beim Essen und legte sich neben sie. Irgendwoher kannte sie diesen Mann, er kam ihr unheimlich bekannt vor, als wäre er das, was sie schon immer wollte, aber nie bekam. „Lass uns spazieren gehen“, hauchte seine Stimme ihr ins Ohr, und sie stand auf. Es war ihr fast schon peinlich, wie sie ihn anstarrte, aber diese Lichtreflexe auf seinem Körper, seinen Muskeln … unfassbar. Unschuldig wandte sie ihren Blick ab und ließ sich seinen Arm um ihre Schulter und seine Hand in ihre legen. So hinterließen sie ihre Fußabdrücke im Sand, blickten in die Sonne und unterhielten sich, bis sie ein vertrautes Klingeln unterbrach.
„Nein, nicht jetzt“, dachte sie. Unwillig setzte sie einen Fuß nach dem anderen aus ihrer Hängematte, nicht auf warmen Sand, dafür aber auf flauschigen Teppich, und ging vorbei an ihrer lebensgroßen Orlando-Bloom-Pappfigur ans Telefon. „Hey“, nahm sie den Hörer ab, „verschlafen? Ja, ich bin beim Lernen weggenickt, du musst dir nachher unbedingt etwas angucken! Ich habe jetzt eine Hängematte und Palmen vor einem Sonnenuntergang an meiner Wand. So wollte ich mein Zimmer schon immer haben, und dann diese Bloom-Figur … einfach traumhaft!“

Buch: