Thalia-Anna Hampf - angekommen (Jugendliche melden sich zu Wort)

Hördatei: 

angekommen

Während du so leichtfüßig wie immer dahingingst, spuckte ich Blut. So viele Male suchte ich verzweifelt nach Abzweigungen, lief sie entlang und sah nur noch deinen Rücken. Meine Rufe hallten dem Horizont entgegen, doch aus deinem Ohr hallten sie mir zurück. Wie gerne wäre ich mit dir diesen unbeschwerten Weg gegangen, doch sobald ich drauf und dran war, ihn über die Abzweigungen zu erreichen, schlang sich eine Dornenranke um meinen Knöchel und zog mich zurück durch den schmutzigen Kies. Während du am klaren Flussufer baden konntest, hatte ich Mühe, den Grund zu erkennen. Dort, wo du freundlich willkommen geheißen wurdest, hängten sie mich kopfüber. An jedem Tag, an dem die Sonne dein Gesicht beschien, froren mir die Sinne ein. Mit jeder Abzweigung, die ich erspähte, schwand meine Hoffnung mehr. Ich brauchte niemanden, der mir die Tränen trocknete, ich brauchte jemanden, der das Blut von meinem Gesicht wischte. Nach Jahren er-reichte ich eine Lichtung. Keine Qualen mehr, nie wieder Blut. Vollkommen vernarbt trat ich auf deine makellose Gestalt zu. Entspannt lagst du in der son-nengestreiften Lichtung. Dein Grinsen strahlte völlige Zufriedenheit aus, als du ohne jeglichen Spott in der Stimme von dir gabst: „Du hast aber lange gebraucht.“