Valentina Utkin - Seltsame Begegnung an der Ruhr (JUgendliche melden sich zu Wort am 10. April)

Hördatei: 

Seltsame Begegnung an der Ruhr

Es war einmal ein Mädchen, das hieß Tina und war 14 Jahre alt. Es lebte mit seinem Vater in Essen-Steele. Der Vater war Fischer von Beruf, aber er hatte große Probleme mit seinem Geschäft. Er fing nämlich nicht so viele Fische, wie er sich erhofft hatte. Das machte Tina traurig. Sie ging oft an der Ruhr spazieren, denn dabei konnte sie besser nachdenken. Sie dachte darüber nach, wie sie ih-rem Vater helfen könnte, aber ihr wollte einfach nichts einfallen.
Tina setzte sich ans Ufer und starrte auf das Was-ser. Plötzlich bewegte sich das Wasser. Ein anderes Mädchen kam heraus und fragte neugierig: „Was sitzt du hier so faul herum und starrst das Wasser an?“ Tina fragte: „ Wer bist du?“ Das Mädchen sah sie an und sagte: „Oh, das tut mir leid, das nächste Mal stelle ich mich natürlich sofort vor. Ich bin Lin-da, und dürfte ich deinen Namen wissen?“ „Ich hei-ße Tina“, sagte sie. „Was machst du denn da im kalten Wasser?“ „Ich bin eine Seejungfrau“, gab Linda zu. Erst jetzt bemerkte Tina den Fisch-schwanz. Sie sah sie mit großen Augen an und fragte erstaunt: „Eine Seejungfrau?“ „Ja, hast du etwa noch nie etwas von uns gehört?“ „Doch schon“, sagte Tina, „aber ich dachte, ihr wäret nur ausgedacht.“ „Ja, manche Leute glauben einfach nicht an uns.“ „Warte“, sagte Tina, „du verstehst dich doch gut mit Fischen, oder?“ „Ja, mehr oder weniger!“ „Könntest du dafür sorgen, dass mehr Fische in die Netze meines Vaters schwimmmen?“ „Wieso? Du kannst doch auch dafür sorgen, komm mit.“ Linda zog Tina ins Wasser. Und plötzlich konnte sie unter Wasser atmen.  „Wohin schwimmen wir?“, fragte sie. „Zum Schwarzen Loch!“, antwor-tete Linda. Ein paar Minuten später erreichten sie die Stelle. Tina schloss die Augen und hoffte, dass alles nur ein schlechter Traum war. Sie öffnete ihre Augen und erstarrte. Sie waren nicht mehr im grauen und verschmutzten Wasser. Sie waren in einer Unterwasserstadt. Tina konnte nur staunen. Sie schaute an sich herab und sah eine Schwanz-flosse. Sie zerrte am Arm von Linda und fragte sie: „Wie konnte das passieren?“ Linda lächelte und sagte: „Du bist jetzt eine von uns.“ Tina fragte fas-sungslos: „Aber wie soll ich jetzt wieder nach Hause kommen?“ Linda erklärte: „Sieh die Zeichnung dort an deinem Oberarm von dir als Seejungfrau. Nur du kannst diese Zeichnung sehen. Und wenn diese Zeichnung nass wird, verwandelst du dich automa-tisch in eine Seejungfrau.“ „Ok“, sagte Tina, „aber wie bin ich überhaupt eine geworden?“ „Jedes menschliche Wesen, das diese Stadt betritt, wird automatisch eine oder einer von uns. Und jetzt musst du gehen, es ist schon spät!“ „Danke und auf Wiedersehen!“, sagte Tina und schwamm wieder nach Hause.
Am nächsten Tag sorgte sie dafür, dass mehr Fi-sche in das Fischernetz ihres Vaters schwammen, damit sie glücklich weiterleben konnten. 

Valentina Utkin ( 12 Jahre )

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