Vanessa Meier - Auf dem Boden der Tatsachen (Kinder und Jugendliche melden sich zu Wort)

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Auf dem Boden der Tatsachen

Die Menschen assoziieren mit dem Begriff Traum stets etwas Positives. Auch mein Horizont war so begrenzt. Auch ich war so naiv bis zu dem Tag, an dem du in mein Leben getreten bist.
Mein Traum warst du, immer nur du. Bis zu dem Tag, an dem du meinen Traum zerplatzen ließest wie eine Seifenblase. Ich begann zu beten, zu hoffen, dass du irgendwann zu mir zurückkehrst. Doch du kehrtest nie zurück. Was mir blieb, war dein bitterer Beigeschmack und ein Scherbenhaufen, der einst mein Herz gewesen ist.
Nach dir begann meine Seele zu gefrieren. Nach dir begann ich, eine Mauer um mein Herz zu bauen. Nie wieder sollte mich jemand so verletzen wie du. Nie wieder sollte mir jemand auch nur ansatzweise so nahe kommen wie du. Ich unterdrückte jegliches Gefühl, wurde kalt und emotionslos. Wurde zu dem Menschen, der ich nie sein wollte.
Fortan war die Liebe für mich nur Grund zu Hohn und Spott. Bis plötzlich jemand kam, der mir seine Hand reichte, mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
Heute kann ich sagen, dass meine Seele getaut ist, dass die Mauer langsam einzustürzen beginnt. Heute kann ich sagen, dass ich frei bin. Frei von dir.
Doch auch wenn ich frei bin, weiß ich, dass jederzeit wieder jemand kommen kann. Jemand mit einer spitzen Nadel in der Hand, höhnisch grinsend.
Soll ich etwa deshalb aufhören zu träumen?

Vanessa Meier (19 Jahre)