Wolfgang Uster - Heute und morgen (Gedicht des Tages)

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ZwischenZeiten. Die Anthologie zu den Ersten Berner Bücherwochen

 

Wolfgang Uster, Hannover
Heute und morgen

Es regnet in Strömen –
ein strömendes Regen,
durchweichte Gedanken
landauf und landab.

Es können die Flüsse
die Wasser nicht fassen,
die Massen stürzen
die Dämme hinab.

Zu eng die Betten,
es donnern die Schäume,
es splittern die Balken
vom Dachfirst herab,

in Schlammlawinen
auf Muren rutschen –
verhallt sind die Schreie
im lehmigen Grab.

Nun brechen die Inseln
in wütenden Fluten.
Es kann doch nicht sein,
was es gestern nicht gab!

Es drücken die Wogen
hinein in die Städte,
versalzt sind die Wälder,
schon bricht uns der Stab.

Da krachen die Brücken,
es knirschen die Masten,
verschmort unter Blitzen,
verschmort sind die Zitzen,
was sauget und zappelt,
was ruckelt und rappelt:
Das Leben, das Leben, das Leben!

Verseucht liegt die Aue,
mutiert sind die Weiden,
es trudeln Kadaver
den Globus hinab.