26. Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb

30. September 2020

im Zeitenlauf ereignen sich Dinge, die man sich Tage zuvor kaum hätte erträumen lassen. Da werden die Grenzen der eigenen Vorstellungen schnell gesprengt. Das kann der eigene Freund oder die Freundin sein, die einen seit Monaten betrügen, die dunkle Vergangenheit des Vaters, die Obsession eines besten Freundes/einer besten Freundin. Was hart an der Grenze entlangschrappt gilt als noch akzeptabel, als grenzwertig. Ein schönes Thema, dachten wir uns, weil es zu einer Zeit passt, die vieles auf den Kopf stellt und unzählige Fragen stehen lässt. Eine grenzwertige Zeit mit vielen grenzwertigen Entscheidungen.
Da riskieren Fleischerbetriebe jenseits von Hygieneauflagen viele Coronainfektionen, im Absturz des Dax erfinden Vorstandsvorsitzende Konten zwecks Bilanzfrisierung mit Milliardenguthaben, die westliche Weltengemeinschaft metzelt brutal ihr oberstes Dogma nieder, das Wachstum. Vieles in der Coronakrise scheint grenzwertig: Kommunen wie der Staat beschwören die Gemeinschaft mit Werbeaktionen und geistreichen Hashtags, während die tatsächliche Solidarität kaum bis vor die eigene Haustüre reicht, wie Mieter von Staat und Kommunen beteuern können.
Die Krise schafft neue Klassen, und eins ist klar: die Kulturschaffenden, wenn nicht staatsangestellt, gehören zu den Draufzahlern – obwohl sie mit 1000 Euro im Monat bealmost werden. Grenzwertig vielleicht, weil kritische Stimmen, ums Existentielle bettelnd, womöglich gar nicht mehr so kritisch sind.
Und während allüberall beschworen wird, dass wir zusammenhalten und zusammengehören wissen Weltverschwörer, dass die kranke Pharmaindustrie den Lockdown brauchte, und Bill Gates auch für das Prosperieren seiner Engagements, sozialer wie finanzieller. Parallel wird die Gastronomie mit Parkbuchten-Biergärten unterstützt, laufen innerstadts und außerstädtisch unglaublich viele Straßenbauprojekte, während die Kommunen das Gehwegparken um 150 % verteuert haben – im Zeichen der Verkehrswende. Kaum noch tolerabel, könnte man grenzwertig weiter definieren und fragen uns inständig, ob das zweite Dogma der wirtschaftlichen Entwicklung, die Globalisierung, auch ein Opfer des Virus wird - und nicht des Klassenkampfes, und ob das tolerabel ist.

Vieles ist wohl eine Frage der Perspektive und des eigenen Vorteils und daher suchen wir von euch, liebe Autorinnen und Autoren die unterschiedlichsten Texte zu allem, was grenzwertig ist. Gesellschaftlich oder individuell, erzählt uns Geschichten, in denen Grenzen überschritten wurden, oder eben grade noch nicht. In der Liebe, in der Arbeit, in der Coronakrise, in der Erziehung, in Freund- und Feindschaft.

Wir freuen uns auf eure Geschichten!
 

Bewerbung

Alle und jede/r, der/die schreiben will. Alle Altersstufen.

Besonderer Hinweis

Die unveröffentlichten Texte sollen bis zum 30. September 2020 elektronisch an holleschek@zuendeln.de geschickt werden. Die Texte sollen 11.000 bis 13.000 Zeichen lang sein (ohne Leerzeichen) und als Worddokument (bitte kein PDF!) eingereicht werden. Pro Teilnehmer kann nur ein Text eingereicht werden - als Bewerber erklärt ihr euch mit der Einsendung damit einverstanden, dass eure Geschichte bei Auswahl in die Bestenliste (circa 100 Geschichten) in der storyapp veröffentlicht wird sowie bei Erreichen der Siegerrunde (circa 20 Geschichten) von uns mehrfach publiziert wird. Publikumslesung Ende November (geplant 21.11.), genauer Termin wird per Mail und auf www.zuendeln.de bekannt gegeben.

Kontaktmöglichkeit