Schützbach, Rupert

Autorenbiographie

Schützbach, Rupert

geboren 1933 in Hals bei Passau, Diplom-Finanzwirt, Zollbeamter im R.,
Schriftsteller. Lebt in Passau. Zahlreiche Buchveröffentlichungen,
Mitarbeit bei großen Tageszeitungen, mehrere literarische
Auszeichnungen, Ehrenbrief der Stadt Passau, Mitglied u. a.: PEN-Club,
Humboldt-Gesellschaft.
Im Geest-Verlag mit Beiträgen vertreten in:

Karl Seemann (Hrsg.)
Herbst.
Eine Lyrik-Anthologie dreier Generationen.
Geest-Verlag 2001
ISBN 3-934852-78-5
9.60 Euro

aus der Pasauer Zeitung
Das Blut der Sprache
Der Passauer Rupert Schützbach wird heute 65 Jahre alt
Er ist ein Wortesammler, ein Silbenbastler, ein Literat, der die
Sprache veredelt, wo er sie findet. Und er findet sie allerorten. Und
oft springt er sehr zum Leidwesen seiner Frau Klara auch nachts aus den
Federn, um zur Feder zu greifen. Die Rede ist von Rupert Schützbach,
einem wirklich unermüdlichen Poeten aus Passau, dessen Passion
Aphorismen und Epigramme sind, der in diesem Bereich auch zu den großen
der deutschen Literatur zählt und der heute 65 Jahre alt wird.
Der aus Hals an der Ilz stammende Autor hat nicht nur zahlreiche Bücher
veröffentlicht und 1700 literarische Einzelveröffentlichungen in
Zeitungen (in überregionalen wie regionalen) und Zeitschriften
vorzuweisen, er ist auch in über 120 Anthologien und Sammelbänden
vertreten. Und dort befindet er sich stets in bester Gesellschaft. Ob
Martial oder Erich Kästner, ob Schopenhauer oder Seneca, Federico
Garcia Lorca, Else Lasker-Schüler oder Alfred Lichtenstein, diese von
Schützbach auch verehrten Autoren, aber ebenso viele andere sind immer
wieder um seine Aphorismen oder Epigramme versammelt. Bescheiden
freilich weist er einen Vergleich mit den Dichter-Heroen von sich. Aber
lassen wir einmal andere über seine Qualitäten urteilen. So schreibt
etwa das "Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" von Dietz-
Rüdiger Moser: "Dem ohnehin selten gewordenen satirischen Epigramm
verleiht Schützbach durch Plastizität, Sprachgewandtheit und Ironie
eine neue Dimension." Im Lexikon von Wilhelm Bortenschlager lesen wir:
"Seit Erich Kästner hat kein deutscher Lyriker mehr so prosaische und
doch poetische Aussagen mit hintergründigem Humor gemacht." Viel Lob
aus fachlich befugtem Munde wird Schützbach da zuteil.
Der ehemalige Zollbeamte erntet überall. Von seinen Spaziergängen an
der Ilz entlang bringt er Haikus mit heim, Gedichte aus der japanischen
Tradition, deren drei Zeilen nicht nur die Silbenzahl 5-7-5 aufweisen,
sondern in der lakonischen Kürze auch jahreszeitlichen und
transzendentalen Bezug haben sollen. Überall in seinem Haus hat
Schützbach weiße Blätter liegen, die sich nach und nach füllen, mit
Assoziationen, Gedankenblitzen, Spitzfindigkeiten. Auf dem Blatt, das
vom 25. November datiert, hat er notiert: "Daß es kirchliche
Würdenträger gibt, ist eine Verspottung der Religion. Kreuzträger
sollten sie sein." Jeweils drei Mal prüft er solche Sätze. Erst wenn
sie dann noch standhalten, schreibt er sie ins Reine, hält er sie für
druckreif. Er äußert sich zu dem, was ihn gerade bewegt. Das ist eine
Art Selbsttherapie nach dem Motto: schreibend die Welt bewältigen. Das
kann aber auch Lebenshilfe für andere sein. Der Zeigefinger geht dabei
aber nie demonstrativ nach oben. In einem neuen Aphorismus schreibt er:
"Wer alle Macht hat, hat auch die Macht, sie nicht auszuüben." Wenn das
nur mehr Machtmenschen bedenken würden.
Und er ist ein durchaus kritischer Geist mit einem Humor, der stets
hintergründig ist, mit plastischen Bildern, gezielten Pointen. Die
Auseinandersetzung mit dem Glauben nimmt er ernst, immer schon, die
Kirche beobachtet er sehr genau. Und die Kritik beißt sich nicht mit
seinen religiösen Gedichten, für die er 1984 einen Literaturpreis zum
Thema "Soli Deo Gloria" erhalten hat. "Allerheiligen: Invasion des
schlechten Gewissens / zu den Gräbern." Wie wahr möchte man rufen, und
genau um die Wahrheit geht es ihm. Ehrliche Antworten liefert er, auch
für all jene Zeitgenossen, die das Nachdenken und Durchdenken nur zu
oft vernachlässigen. Schützbach hat ein feines Gespür für Stimmungen,
seismographisch zeichnet er sie auf.
"Die Doppeldeutigkeit und Mehrwertigkeit der Sprache fasziniert mich",
erzählt der zurückgezogen lebende Poet. Doch Zurückgezogenheit bedeutet
nicht Weltfremdheit. Er drängt sich nicht auf, preist seine Werke nicht
marktschreierisch an und erntet wohl auch deshalb nicht so viel
Aufmerksamkeit wie andere, landet nicht bei großen Verlagen. Doch in
der Nische gedeiht die Blume bekanntlich bestens. So treiben auch aus
dem Schützbach-Haus die edelsten Blüten. Bleiben wir im Bild: "Die
Blumen blühen im Plural", heißt es im Sommer und im Herbst: "Immer im
Herbst / wendet sich das Blatt / für die Blätter." Man kann es drehen
und wenden, wie man will. Die Sprachverliebtheit des Autors steckt an.
Worte hat er einst als Blut der Sprache bezeichnet. Ein vieldeutiges
Bild. Ein wertwolles Gut verwaltet er da. Die Rechtschreibreform ist
für ihn so überflüssig wie ein Kropf. Die Sprache entwickele sich
selber, bedürfe der von oben verordneten Reglementierung nicht.
Schützbach zieht zu Felde gegen all diejenigen die dem "Silbenfieber,
Buchstabenkrebs, Sprachtod" freien Raum lassen. Das Oberflächliche, die
Scheinmoral, die Sattheit breiter Schichten, die Passivität der Massen,
prangert er durchaus zeitkritisch an. Er macht vor keinem Thema halt
und spießt alles Mögliche auf. "Positives Denken" ist nach einem seiner
Epigramme dies: "Als Herr S. / einen Tritt in / den Hintern bekam /
freute er sich, / weil sein Streben / nach vorne zunahm." Seine vielen
Texte sind eine Fundgrube für Redner, die ihre Texte würzen wollen.
Warum nicht statt einen Klassiker einen Schützbach zitieren.
Schützbach, der alle Spielarten der Literatur schätzt, der selbst als
Rezensent auch immer wieder fundierte Urteile über Bücher anderer
abgibt, ist nicht fixiert auf Lyrik. Gerade hat er bei einer Lesung
eine Erzählung vorgetragen. Der große Zuspruch hat ihn ermutigt,
weitere Prosapläne zu schmieden. Und ein über 100 Seiten umfassendes
Manuskript liegt in handschriftlicher Fassung schon vor. In Prag ist
die Geschichte angesiedelt und der gewohnt zurückhaltende Autor verrät
nicht viel, nur daß es sich um eine Liebesgeschichte handelt, die sehr
unterhaltsam sein soll. Wir freuen uns auf den Ausflug ins Prosa-Genre
und enden mit einem aphoristischen Bonmot, das wir noch lange nicht auf
seinen Urheber anwenden wollen: "Altgedienter Verseschmied:
Old-Reimer." Stefan
Rammer

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