Blecher, Verena: Schattengeflecht

Autor: 

Verena Blecher

Schattengeflecht.

 

Lyrik.

Mit Grafiken von Andrea U. Voigt

Bibliothek engagierter Lyrik, Band 6

Kaum eine bundesdeutsche Autorin analysiert das Leben der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Umfeld mit einer solchen emotionalen und zugleich rationalen Schärfe wie Verena Blecher. Endlich liegen die Ergebnisse ihrer literarischen Arbeit im Bereich der Lyrik in einem eigenen Gedichtband vor: Schattengeflecht.
Der Titel, umgesetzt in eine beeindruckende Titelgrafik von Andrea Voigt, entfaltet sich für den Leser in einer vielfältigen Weise: Gedichte von elementarer Schärfe, poetischer Kraft, Anklage und zugleich emotionaler Hinwendung zu den Menschen.
Die Themenbreite ist vielfältig, die Sichtweise eindeutig: eine Frau, die um humane Positionen in dieser Gesellschaft ringt. Die Autorin scheut sich dabei nicht, eine Reihe von beinahe verspielten Hexengedichten an den Beginn des Bandes zu stellen. Doch die geheimnisvolle Magie des Mythischen bleibt niemals geheimnisvoll.
Sie erweist sich als ein Geflecht von weiblich-humanen Streben, gesellschaftlichen Ansprüchen und der vorhandenen Widersprüchlichkeit unserer Gesellschaft, zwischen humaner Hoffnung und inhumaner Verfassung. Es ist die .frauliche' Suche nach einer neuen Basis individuellen Denkens und gesellschaftlichen Seins. Dabei entwickelt sie sich fort von feministischen traditionellen Positionen, erweitert Denken und Fühlen hin zu einer engagierten humanistischen Position. Die Besonderheit des weiblichen Empfindens und Denkens als kreative, vorwärtsweisende Kritik am Schattengeflecht gesellschaftlicher und individueller Verfasstheit.

Dabei bleibt ihre Sprache eine Poesie des Alltags, liebevoll, leise, immer verständlich. Reimlos, mit einem faszinierenden Gefühl für den Sprachfluss, flüstern uns ihre Verse die Hoffnung auf ein selbst zu schaffendes besseres Morgen. So, wie die Lyrik den Titel des Schattengeflechts in den verschiedensten Teilen unseres gesellschaftlichen Seins entfaltet, so wird die Titelgrafik der Essener Autorin Andrea U. Voigt im Innenteil des Buches, in ihre Bestandteile zerlegt, zeigt Einzelheiten, neue Zusammenhänge.
Ein Gedichtband, der aufgrund seiner durchdachten Anlage und seiner Geradlinigkeit, die sich in der kreativen Sprachlichkeit der einzelnen Gedichte entfaltet, einen wirklichen Platz in der Reihe der Bibliothek der engagierten Lyrik des Geest-Verlages verdient hat. Ein Band, der sich keinesfalls alleine an Frauen richtet, vielmehr auch Männern die Möglichkeit der kreativen Kritik eröffnet.

Walpurgis

ebenholz schwarz
mein Haar der
Rock mit buntem
Flickwerk besetzt
reite in die Nacht
Walpurgis Funken
versprühend geschleuderte
Blitze Beschwörung
bei Neumond tanz
tanz um die Feuer
kirschrot ist
das Zauberwort

zur Autorin:
Verena Blecher
1958 in Wiesbaden geboren lebt sie heute als Freischaffende Autorin in Eppstein/ Taunus. Mitglied im VS. Publikationen in deutschen und österreichischen Literaturzeitschriften und im Internet. Vertonung von Gedichten zu einem Kammerkonzert (Concerto da Camera II, Gerhard Schedl) und Vertonung eines Liedtextes zu einer Rockballade. "Blaue Zitronen. Texte einer Noch-Nicht-Ganz-Angepassten". Herausgeberin der Anthologien "Die Spur des Gauklers in den blauen Mond" und "Ein leises Du" (alle im Geest-Verlag)

ISBN 3-936389-39-X -

9,60 Euro

Geest-Verlag

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