Grimm-Eifert, Marlies und Georg: Tunnelfahrten

Autor: 

Grimm-Eifert, Marlies und Georg
Tunnelfahrten
Kurzprosa - Lyrik - Grafik
ISBN 3-934852-22-X
8.59 Euro

 

Zwei Leute, Georg und Marlies Grimm-Eifert, verheiratet, ein veritables Ehepaar, haben da ein gemeinsames Buch geschrieben - oder erzählt. Man kann sich vorstellen, wie sie sich die Geschichten gegenseitig erzählt haben - oder hat doch jedes erst mal hinter dem Rücken des anderen seine/ihre Phantasie zu Papier gebracht? Von den Tücken des weißen papiers, überhaupt vom Schreiben handelt mehr als eine Geschichte; auch vom Erzählen und was wen - jung oder weniger jung - heute noch interessiert. Manchmal wird die Reaktion des erwarteten oder wirklichen Zuhörers/Lesers einbezogen: Das sagt, schreibt, tut heute niemand mehr ... - oder: Du machst dich völlig unmöglich (aus: ,,Was das Weiß mir angetan hat''). Natürlich möchte der Erzähler das Gegenteil beweisen und - es gelingt ihm. Aber man kann sich gut vorstellen, wie so ein eingespieltes Paar, beide ausübende Künstler und mit einschlägig pädagogischem Vorleben, - wie sie sich nichts schenken, schlagen, zumal wenn er oder sie aus ihrem gemeinsamen Leben plaudert oder ein Liedchen davon singt (es gibt auch Gedichte). Die meisten Geschichten sind aber erzählerische Alleingänge - heraus aus dem gemeinsamen Alltag. So erzählt sie (in ,,Kassandra'') von einer Einkehr ,,beim Griechen'', wo ihr schließliclh die alten Götter erscheinen. Und er spielt in der Polit-Farce ,,Hülfershausen'' einen tüteligen Papierabfallbeseitiger, der sich zum Revolutionär mausert. So schlüpfen sie in andere Personen und Rollen, wechseln dabei ihr Lebensalter und auch mal das Geschlecht, ändern ihre örtliche und zeitliche Umgebung, landen gar in der Zukunft. ,,Heute gähnte die Leere'' ist eine computer-animierte Sciencefiction. Dabei bleiben genug Persönlichkeitsmerkmale in Sprache und Phantasie erhalten, um die beiden Erzähler zu unterscheiden. Das gehört zu dem Reiz des Buches. Bei ihm macht sich z.B. immer wieder die norddeutsche Herkunft bemerkbar und wird im ,,Dönkes'' erzählen produktiv, bei ihr sind es vor allem die Erfahrungen als Frau, von denen sie nicht klischeehaft, sondern in gut beobachteten Szenen und Satiren zum Rollenverhalten erzählt. Seine Handschrift ist übrigens nicht nur an den Texten sondern auch an den Zeichnungen zu studieren, mit denen der Band geschmückt ist. Diese feinen bis zackigen Liniengespinste, aus denen knorrige Pflanzen und Figuren, menschliche, tierische, phantastische hervorwachsen, - so sehr sie sein persönlicher Stil und künstlerischer Beitrag sind, so sehr zeigen sie auch, was alle Beiträge dieses unterhaltsamen Bandes verbindet: eine gute Prise Humor. (Vorwort zum Buch von Dr. Franz K. von Stockert)

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