Hallbauer, Marion: In dieser kalten Zeit

Autor: 

Marion Hallbauer

In dieser kalten Zeit

Lyrik & Grafiken
von Marion Hallbauer
Vechta-Langförden, Geest-Verlag, 2005
März 2004
ISBN 3-937844-08-2,
5 Euro

Rezension von Cornelia Eichner (Dresden)

In dieser kalten Zeit - so heißt das Heft mit den ersten lyrischen Arbeiten der Erzieherin und Malerin Marion Hallbauer (www.lieder-in-bildern.de) aus Kirchberg in Sachsen.
In dieser kalten Zeit - treffender kann ein Titel kaum sein für die vorliegenden Texte, die geprägt sind von intensiver Emotionalität, Sensibilität und Nachdenklichkeit.
Sowohl Texte als auch Grafiken des Heftes, welches als Band I in der kleinen Lyrik-Reihe des Geest-Verlages erschienen, zeichnen sich außerdem durch die Verknüpfung lebensnaher Themen mit mystischen Aspekten aus, die ihnen noch mehr Authentizität verleihen und deutlich machen, dass sie direkt aus dem Bauch beziehungsweise aus dem Herzen aufs Papier ,,flossen''.
,,Rück näher'', sagt die Autorin, ,,dein Atem wärmt mich in dieser kalten Zeit''. Was ist es, was uns heute noch erwärmt, jeden einzelnen von uns? Das sind nicht die materiellen Werte, das sind keine ,,Statussymbole'' das ist kein dickes Bankkonto. Was uns wärmt, seit Jahrtausenden, ist ein aufrichtiger Blick, eine liebevolle Hand. Auch in dieser kalten Zeit.
Nicht immer sind die Wortbilder der Malerin leicht zu erfassen, über den Verstand zu verstehen. Doch sie berühren etwas ganz tief in uns drin, lassen uns fühlen und den Blick auf jenes richten, das unter der Oberfläche liegt.
Und so weich und warmherzig die Texte und Grafiken Hallbauers wirken, so kritisch sind sie doch auch. Sie reden von jenen, die immer wieder ihren Mantel in den Wind hängen, sie berichten von Geigerzählern, die man für wenig Geld online ersteigern kann und von der Taube, die wir schon so oft um Frieden baten, ohne selbst unseren innigsten Wunsch wirklich wahr werden zu lassen.
Die Grafiken des Heftes, ebenfalls aus der Feder von Marion Hallbauer, zeigen nur einen winzigen Ausschnitt aus dem gestalterischen Schaffen der engagierten Sächsin. Sie geben Augenblicke unseres alltäglichen Seins wider, belichten für einen Moment Wünsche und Träume. Und sie wecken Neugier auf weitere bildnerische Arbeiten Hallbauers. Für Interessierte ist daher im Heft die Internetadresse der Autorin angegeben, dort können neben Grafiken und Texten auch farbenfrohe Ölgemälde entdeckt werden. Und auch hier wird deutlich: Immer sind die sprachlichen und bildnerischen Werke ein Aufruf zu sehen, was wirklich wertvoll ist in unserem Leben, zu schauen was bleibt.

Cornelia Eichner
Autorin, Dresden


(aus dem Buch)
rück näher
dein atem
wärmt mich
in dieser kalten zeit

rück näher
nur deine augen
sehen noch
wer ich bin

rück näher
deine hand ist das
einzige was
mich berührt
in dieser kalten zeit


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