Hamelbeck, Helga: In der Nähe des Augenblicks

Autor: 

Helga Hamelbeck

In der Nähe des Augenblicks.

Lyrik und Prosa.

Der vorliegende Band vereinigt Gedichte und kurze Prosa der Autorin aus den vielen Jahren ihres literarischen Schaffens. Aufgeteilt in sechs Kapitel, vermittelt sich dem Leser eine literarisch umfassende Auseinandersetzung mit Welt, erlebt er Annäherungen an die wesentlichen Augenblicke des Seins.
Helga Hamelbeck führt unseren Blick hinter die Oberflächlichkeit des Alltags. "Manchmal sind wir / ein großes Schweigen / und liegen / in der Ahnung / von Unendlichkeit" formuliert sie den 'Zustand'. Die Unfähigkeit, tatsächliche Wertigkeiten von Welt zu begreifen, das 'Blau' des Lebens zu erfassen, hat für sie verschiedenste Gründe, vor allem aber die eigene Endlichkeit. "Der Schnitter naht schon" ist weit mehr als ein individuelles Bild, bedeutet vielmehr Warnung, nicht zu spät die wesentlichen Augenblicke des Lebens zu begreifen. "Zeig mir den Mohn / es ist noch nicht / zu spät". Sprachlich läßt sie ihre Bildlichkeit in vielen Gedichten auf eine Naturmetaphorik zurückgreifen, mittels derer ihre Gedichte zu Bildkompositionen werden, in denen die Liebe zum anderen und zur Welt eine zentrale Stellung erhält. Gelebte Liebe, die sogar eigene Bildlichkeit überflüssig werden lässt: "Und brauche/ den Mond nicht / zum Träumen."

Vorwort

Gedichte geschrieben als Schülerin für die Klasse, für die Lehrerin. Später für die Freundin, nie für den Freund. Die Pause. Viel gelesen, auch Gedichte. Der Germanistikprofessor. "Sprache ist nicht ergon, sondern energeia." Das saß, das sitzt. Der Schuldienst. Muttersprachliche Bildung. Akzent: Erziehung zur sprachlichen Gestaltungsfähigkeit. Eigene Mutterschaft. Keine Schule.

Gelegenheitstexte für die Feiern in der Verwandtschaft, unter Freunden. Der Vetter mit der Gitarre neben mir. Die Wiederaufnahme des Schuldienstes. Das erste Gedicht, das wirkliche, so um die Vierzig.

Der Beginn des Abenteuers mit der Sprache, der Materie des Denkens. Die Kraft wahrgenommen, die von der Sprache ausgeht. Das Aufheben von Grenzen erlebt und die Metamorphosen der eigenen Gedichte, der Texte. Das Schreiben als einen Prozess erfahren, der Gedanken zu Wörtern und Sätzen ordnet. Immer wieder nach dem Wort gesucht, nach dem einen, das passt, oder nach der Silbe. Die notwendige Ruhe gefunden, um Bilder entstehen zu lassen, Bilder durch Sprache.

Eintritt in die Literaturwerkstatt. Theoretische Auseinandersetzung mit den eigenen Texten, praktischer Umgang mit Sprache. Die Anthologien, die Lesungen, das Literaturtelefon, die Redaktionsarbeit für die Literaturzeitschrift, die Seminare. Stationen vieler Jahre. Das Buch: die Zusammenfassung, die Abrundung. Es war schön in der Nähe des Augenblicks!

Mit den Gedichten zum Ende gekommen, vielleicht. Der Wunsch, mehr Prosa zu schreiben, das länger Angelegte. Die Zeit ist da für das Neue. Auch das Freisein für Veränderung.

Den Mut behalten, das Geschriebene den anderen anzuvertrauen, die beim Lesen oder Hören aus ihren eigenen Lebenserfahrungen heraus interpretieren und hinterfragen.

Enttäuschung

Er machte
sich ein Bild
von dem was
kommen würde
und richtete
sich ein
zur Teilhabe
am Glück

Doch was sich
aneinander reihte
blieb ungeformt
und formte nur
die Zeit

Weitere Informationen zur Autorin

Vechta-Langförden, Geest-Verlag 2003
ISBN 3-936389-76-4
10,00 Euro

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