Kleinert, Ulrike: Die Stadt, die Zeit und die Liebe
Autor:
Ulrike Kleinert
Die Stadt, die Zeit und die Liebe
Bilder von Britta Gorontzy
Vechta-Langförden, Geest-Verlag, 2007
ISBN 978-3-86685-056-9
128 Seiten, 11 Euro
Zu guter Letzt
Einen Busch gepflanzt, ´
dem war’s egal.
Eine Tochter, Gesicht
vom Vater.
Die Stimme erhoben,
schnell verhallt.
Zärtlich gewesen,
schon vergessen?
Der Busch wächst weiter.
Die Tochter lebt ihr Leben.
Der eine oder andere Satz
aufgeschrieben.
Vielleicht bleibt doch was
vom Prickeln auf der Haut.
Einleitung
Zu den neuen Gedichten von Ulrike Kleinert
Wasserflächen, Weidearme und die Weser wäscht Steine: In dieser Landschaft ist die Lyrikerin Ulrike Kleinert zu Hause. An kleinen und großen Flüssen, die zur Nordsee fließen, hinterm Deich mit dem Blick auf einen großen, gewölbten Himmel. Ihre Sehnsucht gilt nicht dem Fernen, sondern dem spürbar Nahen, wenn unter ihren Füßen der moori-ge Boden federt oder der Sand durch ihre Finger rinnt. Dann scheint die Zeit stillzustehen, die Uhren haben ihre Herrschaft verloren, dann hat „ein Ge-dicht den Tag erfüllt“.
Wie ihre Prosatexte so sind auch die Gedichte von Ulrike Kleinert nicht hermetisch verschlossen. Sie sind durchwoben von Lebenswelten in einer Fluss- oder Stadtlandschaft zwischen alten Kapitänsvillen, einem Stahlwerk oder einer stillgelegten Silberwa-renmanufaktur. Ulrike Kleinert ist eine detailgenaue, liebevolle Beobachterin. Aus Farben und Klängen, Gesten und Gegenständen, Requisiten und Räu-men entstehen lyrische Bildsequenzen von Sehn-süchten und menschlichen Begegnungen, es ist die Rede von der Liebe, vom Altsein, vom Fremdsein, von der Vertrautheit im Alltäglichen, vom Schreiben.
„Bildhaftigkeit, Farbigkeit und Sprachrhythmus zeichnen den Gedichtzyklus von Ulrike Kleinert aus. Es sind poetische Texte, die den Raum zwischen Nahem und Fernem, zwischen Borgomaro und Le-sum vermessen.“ So die Begründung der Jury für die Auszeichnung mit dem Bremer Förderstipendi-um 2006.
Inge Buck
März 2007