Lichter, Elisabeth: Gebrochenes Licht

Autor: 

Lichter, Elisabeth:

Gebrochenes Licht

Grafiken von A. Gerding.

Die Heidelberger Autorin Elisabeth Lichter legt mit ‚Gebrochenes Licht’ ihren nunmehr zweiten Lyrikband im Geest-Verlag vor.

In ihren Gedichten begegnet der Leser einer Sprachkultur, die wohl nur noch selten in der Lyrik anzutreffen ist. Sorgsamst durchdacht jedes Wort, jeder Vers, jede Bildlichkeit, gearbeitet über Wochen, Monate, Jahre, behutsam ihre Worte der Welt preisgebend, die Verantwortung für das Gesagte/Geschriebene nie vergessend. Die nur zu häufige Geschwätzigkeit der aktuellen Lyrik ist ihr nicht weniger suspekt, als die sinnlose Geschwätzigkeit der Realität. In allem diese Verschwendung lautet der einleitende Vers dieses Bandes. Reduktion auf das Elementare in der Sprache und die sie erfassende Welt, ohne jemals dabei in eine Sprachlichkeit zu verfallen, die unleserlich wird.

Der Band ist aufgeteilt in sechs Kapitel: Sonne Schatten Schattensonne, Erinnerung atmen, Auf dem Wasser zu gehen, In der Wüste im Licht, An der Grenze, So nah, zeigen bereits in ihr Formulierung den Versuch der Autorin, aus dem Alter heraus die Realität, Leben zu ordnen. Dabei gelingen ihr Gedichte von einer atemberaubenden Kraft. Etwa wenn sie von dem Bild des toten Vaters schreibt: Der Mund ein schmaler Grat / was hier noch redet / wird nach innen sinken // Die Augen sammeln Licht / eine weite Fläche die Stirn / immer die Sonne gesucht // in der engen Straße am Morgen ... Kaum jemanden wird jemals wie der ein Gedicht loslassen über das Sterben eines Menschen ‚Im Gemeinschaftsraum’: Atem eine Pause / gönnt sie den Schreien / was wissen die schon / dieser Ruf vor tauben Wänden / ihr Schmerz ....

Die beobachtende, analysierende Haltung der Autorin, die sich jedoch niemals überhöht, vielmehr durch eine leise Teilnahme, die oftmals beinahe von einer gewissen Fassungslosigkeit, ja geradezu einer entschuldigenden Haltung geprägt wird, versetzt den Leser in eine ihn gelegentlich vielleicht selbst verwundernde ‚ruhige’ Stimmung. Der Tag atmet / lautlos auf Wiesen und Feld / sein Licht rührt an mich ... Ein Lyrikband,, den man einfach gelesen habe muss, will man erleben, was Lyrik heute noch alles kann, obwohl so oft totgesagt.

Elisabeth Lichter wurde in Schwerte/Westfalen geboren, aufgewachsen und geprägt in Krieg- und Nachkriegszeit. Studium der Germanistik in Heidelberg, Promotion bei Prof. Paul Böckmann über ‚Wort und Bild in den Dramen Barlachs’. Verheiratet, vier Kinder, Arbeit als Lehrerin. Wohnt bis heute in Heidelberg, ‚Gebrochnes Licht’ ist ihre nunmehr vierte Einzelpublikation.

Vechta-Langförden, Geest-Verlag, 2004
6 Farbgrafiken

ISBN 3-937844-23-6

10,00 Euro