Pinternagel, Stefan T.: Türen

Stefan T. Pinternagel

Türen

Eintritte ins Leben

Lyrik. Mit Illustrationen von Andrea Lederer.


... so ein beiläufiges, still eisiges Sprechen, das nach dem wütenden Schweigen kommt, demonstriert nämlich in uns, wie wir handeln und fühlen.
Was geht uns ein Schriftsteller mit Straubing-Kindheit an?! Unser Interesse kreist nur um uns selbst, aber wir wissen nicht, was wir tun. Stefan T. Pinternagel skizziert uns mit 7 oder 17 Wörtern, wie unsere Sehnsüchte zwischen PeCe und Spermaspielen herumeiern. Nur zufällig wählt er sich selbst als Beispiel. Nichts weiß er besser, er ist nur ehrlicher und kann besser schreiben. ,,Suspekt'' sind ihm ,,Frauen, die ihre Männer betrügen''. ,,Besonders, wenn sie es mit mir taten.'' Vorbei sind für ihn die 200 Jahre selbstbetrügender Partner-Vergötterung. ,,Ohne Dich'', spricht jemand grantig lieb, ,,ist wie Weihnachten ohne Feuerwehr - wie Stadtbummel ohne Obdachlose.'' Nach anfänglichen Sex-Phasen mit einer Claudia passiert das ,Malheur': der Mann verliebt sich in sie: ,,Jedenfalls stank ich nach Liebe, wie alte Männer in ausrangierten Hawaiihemden stinken.''
Verlieben funktioniert nicht symmetrisch. Das schöne 40-Wörter Titelgedicht ,Türen' zeigt dies auch, hart zwar, aber so zärtlich wie möglich.
Seinen Deutschlehrerinnen zuliebe stylt der Sprecher ,,Kinderschreien'' mit ,,Kreditschulden'' und ,,Katafalk''. Wenn er aus demselben Grund reimt und Satzteile poetisch umstellt, hat er weniger Glück. Reimen gelingt höchstens noch mit spöttischem Charme: ,,seinen lichtstrhalleichten Gang verhöhnen, ihn zur Königin der Tunten krönen.''
So ein Vorflüsterer seiner Generation, heißes Herz und heiße Eichel, kalter Zunge klares Wort, das ist schon ein gut Ding. (aus: J.C.Thöhming: Herz in die Wäschetrommel und Einwegkreuze auf Wahlzettel geschmiert. Zur Ernüchterungslyrik Stefan T. Pinternagels)


Stefan T. Pinternagel
1965 in Straubing geboren, lebt momentan in Augsburg. Veröffentlichung von Lyrik und Prosa in einer Vielzahl von Literaturzeitschriften und mehreren Anthologien, auch in den neuen Medien aktiv.

Auszug:

Courage
Am Nachbartisch
hat der Typ seiner Alten
gerade eine geblitzt,
weil sie sich ne
Zigarette ansteckte
während er noch aß.
ich wäre beinahe
aufgestanden und hätte
ihm die Meinung gegeigt;
ließ es dann aber
doch lieber bleiben
zündete mir
- aus Prodest -
eine Zigarette an
und blies den Rauch
verstohlen in
seine Richtung.