So bleibt mir nur die Hoffnung. Roman über das Leben von Jugendlichen im Nationalsozialismus

Autor: 

So bleibt mir nur die Hoffnung
Roman über das Leben
von Jugendlichen im Nationalsozialismus

Herausgegeben von Olaf Bröcker.
Die Autoren:
Lukas Bert, Philipp Bert,
Frederik Bösing, Lea Bramlage,
Louisa Fortmann, Tanjila Hossain,
Jamie Jankowsky, Pia Kosinski,
Dominika Maszkowska, Eva Meyer,
Ngoc Nguyen,Mikail Özcan,
Lea Pranger, Anna-Maria Rolfes,
Paula Schulz, Nico Splittgerber,
Sanna Urban,Heinrich Wilkens,
Lisa Witte, Cihan Yokus.

Geest-Verlag 2016
ISBN 978-3-86685-550-2
ca. 520 S., 14.80 Euro

Zwei Jahre lang forschten, überlegten, schrieben, erlebten 20 Schüler und Schülerinnen  unter Anleitung von Olaf Bröcker in diesem Projekt. Jede Schülerin und jeder Schüler übernahm dabei die Rolle einer oder eines Jugendlichen zur Zeit des Nationalsozialismus, im Rahmen einer fiktiven Gymnasialklasse. Die Rollen waren angelegt auf mögliche Jugendliche der damaligen Zeit am Schulort; für Vechta hieß das: Betonung der Religion, kaum sozialdemokratische, dafür aber viele Bauernfamilien. In allen Rollenbeschreibungen lag Konfliktpotenzial, politisch, familiär, im Rahmen der Klassengemeinschaft, wie in jedem Leben halt, aber an keiner Stelle war ein bestimmter Lebensweg angelegt. „Nicht alle werden überleben, aber wer sterben wird, wissen wir noch nicht!“ Dieser Satz wurde der Gruppe zu Beginn des Projekts mitgegeben und der Tod erfüllte sich als Prognose bei einigen der Figuren.

Die Notwendigkeit, eine solche Rolle auszugestalten, mit den damaligen Gegebenheiten und Ereignissen umzugehen, schneidet quer durch die Täter-Opfer-Schematik, die uns Politik und Medien so gerne vorgeben, die so bequem ist, die ein eigenes gedankliches Verorten in eine Gesellschaft, in der die Entscheidungen eben nicht frei sind, nicht erfordert. Die nahezu zwangsläufig erfolgende Identifikation mit der Rolle macht jedoch ein Denken in oberflächlichen Strukturen unmöglich. In Zeiten, in denen der Geschichtsunterricht teilweise radikal gekürzt wird, das Fach sogar in einem Sumpf namens „Gemeinschaftskunde“ unterzugehen droht, ist das umso wertvoller. Dass das Projekt parallel zum Erstarken rechter Kräfte, ja der erneuten Hoffähigkeit rechter Parolen in unserer Gesellschaft lief, war Zufall; es macht das Gehen auf den Spuren der Menschen, die das schon einmal erlebt haben, nur wichtiger. „Ihr habt die Wahl – macht was draus!“, mahnte die Zeitzeugin Anita Krüger die Jugendlichen, ihre Freiheiten aktiv zu nutzen.

Besonders gut zu erkennen war dies in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück. Vorher war kaum abzuschätzen, wie entscheidend der mehrtägige Aufenthalt dort für den Erfolg des Projekts war. Die Jugendlichen haben die in der Ausstellung vorgefundenen Fakten selbstständig in ihre Rolle integriert, haben dabei selbst festgelegt, wer aus der fiktiven Schulklasse wohl in Ravensbrück bzw. im angrenzenden Jugendlager Uckermark landen würde und wie es ihnen dort ergangen wäre. Die von ihnen erdachten Vorträge und Rollenspiele bildeten eine Sternstunde der Projektarbeit.

 

 

broecker so bleibt mir nur die Hoffnung

Um es auf den Punkt zu bringen: Wer einigermaßen bei Verstand ist und dieses Buch liest, der wird erkennen, wie der Nationalsozialismus in Deutschland entstehen konnte, wie sich die Mehrheit nicht aufgelehnt hat und warum ....

Ein wirklich sinnvolles Buch, für alle, die an der Entstehung beteiligt waren, aber auch für jeden, der es liest. Hier hebt kein Historiker den Zeigefinger, hier erhält man Einblick in das Fühlen und Denken von Jugendlichen, die dabei waren. Und in jedem Kapitel hab ich überlegt, was ich denn an dieser oder jener Stelle getan ober eben nicht getan hätte. Und ich hab immer noch Gänsehaut! Unbedingt und unbedingt lesenswert!
So bleibt mir nur die Hoffnung / Roman über das Leben von Jugendlichen im Nationalsozialismus, herausgegeben von Olaf Bröcker
Autoren: Lukas Bert, Philipp Bert, Frederik Bösing, Lea Bramlage, Louisa Fortmann, Tanjila Hossain, Jamie Jankowsky, Pia Kosinski, Dominika Maszkowska, Eva Meyer, Ngoc Nguyen, Mikail Özcan, Lea Pranger, Anna-Maria Rolfes, Paula Schulz, Nico Splittgerber, Sanna Urban, Heinrich Wilkens, Lisa Witte, Cihan Yokus.
Geest-Verlag, 2016, 516 Seiten, 14,80 Euro, ISBN 978-3-86685-550-2

 

 

die ausführliche Rezension unter

http://www.asphaltspuren.de/30-aktuelles/352-so-bleibt-mir-nur-die-hoffnung (link is external)