Steiger, Anatoli: Die Fremden

Autor: 

Steiger, Anatoli
Die Fremden
Geest-Verlag, Vechta-Langförden, 2005
ISBN 3-937844-53-8

222 Seiten, 10.00 Euro

 

Wohl kaum jemand auch aus dem Kreis der russlanddeutschen Autoren selber hat es in den vergangenen Jahren geschafft, so intensiv das Fühlen und Denken einer millionenstarken Minderheit darzustellen, wie der in Hamburg lebende Autor Anatoli Steiger mit diesem Buch.

Die Erzählung 'Die Fremden' verdeutlicht anhand der Darstellung eines Einzelschicksals einer Liebe in erzählerischer Form das Denken und Fühlen von Deutschen in Russland, aber auch in Teilen nach ihrer Übersiedlung in Deutschland. Eingebunden in ein totalitäres Regime in der Sowjetunion, das jedes Fremde, insbesondere auch das 'Deutsche' negiert und verfolgt, verbleibt für den Einzelnen eine niemals offen auszusprechende Hoffnung auf die Ausreise nach Deutschland.

Was aber, wenn sich ein Deutscher in Russland, wie einer der Hauptprotagonisten des Buches, in eine russische Frau verliebt, die zudem noch einem völlig anderem Bildungsmilieu angehört.

Das tragische Scheitern ist aufgrund der Rahmenbedingungen geradezu vorprogrammiert, gleichgültig wie sich die Einzelnen auch gegen ihr Schicksal wehren.


Steiger schafft es in diesem Buch, Elemente der erzählerischen Tradition Deutschlands und Russlands zu verbinden und ein Zeitgemälde der tragischen Geschichte einer Bevölkerungsgruppe zu schreiben, die heute in der Bundesrepublik erneut als 'Fremde' betrachtet werden. Die Erzählstränge eines Heute und eines Gestern sind miteinander verboten, grandiose sprachliche Bilder laden zum Verweilen, bei einer ansonsten zügigen Erzählhandlung, der man die journalistische Herkunft des Autoren positiv anmerkt. Differenzierte Gestaltung der Protagonisten, insbesondere auch der Titelfigur, Vermeidung aller Klischees - ein Buch, das in seiner Qualität einen herausragenden Platz auf dem bundesdeutschen Buchmarkt verdient hat.