Abschlusskornzert in den Berner Bücherwochen am 15.12. - Alexei Grynyuk


 





Viel zu früh fällt die Nacht. Schon das Programm ist Dezember. Schuberts den frühen Tod vorausahnende A-Dur-Sonate mit diesem unglaublichen Andantino, das einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Schwärze gähnt. Abgründe tun sich auf. "There´s no feeling of calm in this slow movement. But a feeling of something about to explode beneath the surface.", sagt der große Paul Lewis, und der muss es wissen. Dass Liszts h-Moll-Sonate wesentlich heller sei, wäre übertrieben. Vom tiefen H zum tiefen H, H1 oder H2, oder in Oktave? Schuberts schwarze Pausen sind hier in den Hades gefallen und verschlucken sich nun gegenseitig, Schatten springen sich an, hinterrücks. Dann plötzlich hier und da ein Nachbild von diesem Prestissimo-Wahnsinn, das in der Vergangenheit zu Lisztzs zweiter Natur geworden ist, mephistophelisch. Implodiert aber jäh in sich, aufgesaugt von Dunkelheit. Es ist wie in Platons Höhle, keiner weiß, sind die Schemen Schatten oder umgekehrt oder ich oder du oder ein Toter? -- Bis im letzten Drittel des Programms (so um den 3. Advent herum) ein Tor sich auftut, Licht Raum greift, die Szenerie zu leben beginnt, Sonnenpartikel zu tanzen anfangen, die Blicke und Herzen sich öffnen, mit Armen, weit ausgebreitet, jubeln alle des Sonnenlichts wegen, man schwelgt, man schreitet (Brüder, zur Sonne!) dem Lichten entgegen, der befreienden Öffnung, von Hochgefühlen erfüllt, beglückt, durch das große, erhabene Tor von Kiew: JA, DAS LEBEN IST SCHÖN!

Dezembrischer kann man das Programm eines Klavierabends kaum planen. Alexei Grynyuk, "der Magier des kultivierten Anschlags" (Le Figaro, Paris), hat es so geplant, und er wird seinen Plan genau so umsetzen, wie er sich auf dem Papier liest: bezwingend, weil aus dem Herzen, "by heart", auswendig. Die drei Werke des Abends zählen zu den Meilensteinen der Klavierliteratur, ein jedes für sich schon dank seiner enormen technischen und interpretatorischen Hürden. Pianist Grynyuk wuchs in Kiew auf als Wunderkind. Bereits im Alter von sechs Jahren gab er seine ersten öffentlichen Konzerte. Mit dreizehn Jahren gewann er den Ersten Preis beim SU-weiten Diaghilev-Klavierwettbewerb in Moskau; zu dieser Zeit tourte er bereits als Solist durch osteuropäische Länder und spielte, begleitet von Orchestern, Mozarts und Chopins Klavierkonzerte. Es folgten mehrere Chopin-Preise und der Erste Preis beim Horowitz-Wettberwerb, danach in Shanghai der Gewinn des Shanghai International Award. Dass so einer locker über jedweden Tücken der Technik schwebt, ist Platitüde. Aber was er als gestaltender Interpret leistet, sucht seinesgleiches: atmende Phrasierung, beseelte Zartheit, anrührende Emotionalität einerseits, Gestaltungswillen und unendliche Kraft, die Gabe, zu umarmen und mitzureißen andererseits. Pianowerld Amsterdam hörte und staunte: "Es war, als sei Horowitz wiedergeboren", und die BBC erkannte: "Here we find an artist to rank with the very best."

Indeed, liebe BBC! He does! Und zwar auf der ganzen Welt, von London bis New York, von Tokio bis Shangai. Und zwar nicht nur als Pianist bei Leonard Elschenbroich und oder Nicola Benedetti, sondern als Solist.

Jetzt auch in Deutschland. Am Warflether Deich am 3. Advent. Um 17:00. Da ist es schon dunkel, Sie wissen ja: Viel zu früh fällt die Nacht.

Wenn Sie etwas dagegen tun wollen: Noch sind einige Plätze frei.

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EIntritt Standard: 25 Euro
Schüler Stud Azubis Erwerbslose Geburtstagskinder frei
Bücherwochen-Autoren frei

Anmeldung erforderlich,
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Reinhard Rakow
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veranstaltungsdatum: 

15. Dezember 2019

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