Berne bringt's: 3. Oktober 17.30 Uhr in der Konzert Kirche Warfleth: Musik zu Zeit und Endlichkeit ("Tempus fugit, chronos finit")


Berne bringt's: 3. Oktober 17.30 Uhr in der Konzert Kirche Warfleth: Musik zu Zeit und Endlichkeit ("Tempus fugit, chronos finit") Ausführende: Jonian Ilias Kadesha (Violine), Vashti Hunter /Cello und Gesang), Nicholas Rimmer, (Klavier) etc.


Zum Konzert am 3.10. im Interview:
Pianist NICHOLAS RIMMER
(Die NORDDEUTSCHE/ WESER-KURIER)
und Violinist

Mi (Feiertag) 3. Oktober 2018, 17:30 -- Trio Gaspard & Freunde

Musik zu Zeit und Endlichkeit ("Tempus fugit, chronos finit")

Ausführende:  Jonian Ilias Kadesha (Violine), Vashti Hunter /Cello und Gesang), Nicholas Rimmer, (Klavier) (Trio Gaspard, Foto: Andrej Grilc)
Reto Bieri (Klarinette)
Special guest: Johannes Fischer (Komposition, Perkussion)

Teil 1: Werke von John Dowland ("When Time stands still"), J.S.Bach, John Cage ("Five"), Tom Waits ("Time") u.a.
Teil 2: Olivier Messiaen: Quatuor pour la fin du Temps

Jeder Teil ca. 60 Minuten -- eine Pause
Eintritt: 25,00 Euro
Schüler, Studenten, Auszubildende, Erwerbslose, Geburtstagskinder frei.
Zusätzlicher Sozialtarif für Einkommensschwache, „Warfleth-Karte"

Bestellung, Infos. R. Rakow tel. 04406-920046, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!"> berne-bringt@t-online.de
Platzvergabe nach Bestelleingang

Vorverkauf:
Brake -- Tierarztpraxis Dr. Ursula Gässlein
Elsfleth -- Buchhandlung Leselust
Oldenburg -- Buchhandlung Libretto

Hinweise für Autofahrer:
Konzertkirche Warfleth, Deichstr. 120, 27804 Berne-Warfleth

Parken: Am Friedhof, Bauernstraße, Warflether Helmer, Zollstraße
(An der Deichstraße selbst dürfen im Bereich der Kirche (20-er-Zone) keine Fahrzeuge abgestellt werden, um Probleme mit Linienbussen, Rettungsfahrzeugen, landw. Gespannen und abendlichen Rossen von vornherein zu vermeiden.) Nach Absprache ist Parken auch im Deichbereich möglich (04406-920046).


JONIAN ILIAS KADESHA (NWZ)

NICHOLAS RIMMER:
"Wir wollen ein Werk durchdringen"


https://www.weser-kurier.de/region/die-norddeutsche_artikel,-wir-wollen-ein-werk-durchdringen-_arid,1770627.html

(...) Bei dem Quartett handelt es sich um eine außergewöhnliche, während der Kriegsgefangenschaft entstandene Komposition, die auf Zitaten aus der biblischen Apokalypse basiert. Gibt es bei solch einer programmatischen Vorlage überhaupt interpretatorische Freiräume?

Unser Vorgehen besteht zunächst immer darin, die Partitur kennenzulernen, die musikalische Sprache des Komponisten zu verstehen, einen Zugang zum Werk zu finden, es einfach zu durchdringen. Messiaen ist ein Komponist, den ich schon lange kenne, weil ich früher bereits viele seiner Orgelwerke gespielt habe. Seine ganze philosophische und musikalische Welt ist mir daher sehr vertraut. Es gibt Aspekte, die er immer wieder verwendet, etwa die Beschäftigung mit Vogelgesang, mit indischen Rhythmen, natürlich auch seine katholische Weltsicht, die ihn sehr geprägt hat. Und diese Mischung ist einzigartig, macht seine Musik aus, macht ihn zu einer der stärksten musikalischen Stimmen des 20. Jahrhunderts.

Lässt sich Messiaens Musik denn auch ohne den zugrunde liegenden Text erarbeiten?

Nein, das geht nicht. Denn der Text gehört, ebenso wie die Spielanweisungen, natürlich zur Partitur. Messiaen hat sehr viel zu diesem Werk geschrieben. Es war für ihn offensichtlich eine Art Schlüsselwerk – und sicher auch eine Bewältigung jener Zeit, die er im Winter 1940/41 als Kriegsgefangener verbracht hat. Faszinierend ist, dass es trotz aller Dunkelheit ein strahlendes, ein hoffnungsvolles Werk ist. Es verströmt aber in jedem Fall eine sehr bewegende Wirkung, besonders in den zwei langsamsten Sätzen. Und ganz intensiv im letzten, in den höchsten Höhen entschwindenden Satz, der Zeit ganz anders als sonst im Alltag erleben lässt. Messiaen hat ihn explizit als sehr langsam, sehr zart und ekstatisch angegeben. Da ist von einem geradezu magischen Zustand die Rede. Dergleichen muss nicht zwangsläufig mit Religion zu tun haben, sondern kann gleichermaßen entstehen, wenn man beispielsweise in den Sternenhimmel schaut oder über die Weiten des Universums nachdenkt. Das sind Momente, die jeder auf ganz individuelle Art schon in seinem Leben empfunden hat; die jeder – auch ich – im Konzert gewiss anders erlebt.

Bei Ihrem Konzert geht es um das Thema „Zeit". Dazu haben Sie weitere Musikstücke unterschiedlichster Epochen zusammengestellt: Es geht von Dowland über Bach bis Cage. Nach welchen Kriterien sind Sie bei der Auswahl vorgegangen?

Der Veranstalter in Warfleth war wie immer offen für alle möglichen Experimente. Unsere Überlegung war: Was spielt man zu diesem Werk? In unserer Ausbildung haben wir tatsächlich sehr viel, auch aus philosophischer Sicht, über Zeit nachgedacht. Zeit ist ein ungemein relevanter Aspekt der Musik. ,Chronos', so der Begriff für die fortlaufende Zeit, und ,Kairos' als Ausdruck für den richtigen Moment, haben beide in jeder Musik ihre grundlegende Bedeutung. Geradezu prädestiniert für den ersten Konzertteil war unter anderem John Dowlands wunderschönes Liebeslied ,Time stands still', also der Zustand, in dem Zeit stillzustehen scheint. Auch John Cage hat sich wahnsinnig viele Gedanken über die Zeit gemacht; Zeit ist bei ihm fast wichtiger als die Tonhöhe.

Der Veranstalter hat Sie überschwänglich als „fünf junge wilde Virtuosen" angekündigt.

Mich reizt es auf jeden Fall, nicht nur das ,Normale' zu machen, sondern immer wieder Ungewohntes auszuprobieren, auch unsere eigenen Grenzen auszutesten, neue Bearbeitungen schreiben zu lassen, Neues zusammenzustellen. Das soll indes nicht heißen, dass wir alles über den Haufen schmeißen wollen. Aber sich immer wieder etwas Neues auszudenken, das ist eine der reizvollsten Seiten des Musikerlebens.

Sie musizieren nicht zum ersten Mal in Warfleth, einem Ort, der selbst vielen Bremern nicht auf Anhieb präsent ist. Was reizt Sie und das Trio Gaspard an diesem eher unscheinbaren Ort?

Ich finde, der Raum dort sorgt immer wieder für inspirierende Abende. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es am Publikum liegt oder an der großartigen Kulisse nahe der Weser, dieser wunderschönen alten Kirche und den herzlichen Menschen. Aber gerade wenn man in einem kleinen Raum konzertiert, erlebt man das Geschehen oft viel intensiver.

JONIAN ILIAS KADESHA:

„Diese Kirche ist ein magischer Ort"

Der 25-Jährige spielt seit seinem 4. Lebensjahr Geige. Trotz zahlreicher Auszeichnungen hat er noch viele Ziele. Welche das sind, verrät er im NWZ-Interview.

Frage: Herr Kadesha, Ihre Vornamen lauten Jonian Ilias. Das klingt fast so, als hätten Ihre Eltern Ihnen einen Namen wie Musik mit auf Ihren Lebensweg geben wollen...

Kadesha: . . . Jonian kommt von der Ionian Sea, also dem Ionischen Meer, das Meer, das sich Albanien und Griechenland teilen. Es symbolisiert also meinen Hintergrund: geboren in einer albanischen Familie, aufgewachsen in Griechenland. Ilias hat viele Bedeutungen; der Prophet Elias ist eine der interessantesten Figuren in der Bibel, aber es gibt auch die griechische „Ilias" von Homer, eines der frühesten literarischen Meisterwerke der Menschheit! Und außerdem heißt „Ilios" Sonne.

Frage: Wann haben Sie mit dem Geigenspielen begonnen?

Kadesha: Ich habe mit vier meinen ersten „richtigen" Geigenunterricht bekommen, von meinem Vater.

Frage: Auf hohem Niveau zu musizieren bedeutet, sehr früh sehr viel üben zu müssen. Von anderen Musikern hört man oft, dass sie Phasen hatten, in denen sie am liebsten mit der Musik Schluss gemacht hätten. Wie war das bei Ihnen?

Kadesha: Meine Eltern haben klugerweise dafür gesorgt, dass ich zwar viel übe und mich mit Musik beschäftige, aber gleichzeitig auch viele andere Sachen mache, die jeder Teenager machen möchte. So habe ich früh gelernt, nicht obsessiv nur über Musik und Geige zu denken, sondern auch mal das Leben zu genießen. Nicht, dass Musik kein Genuss ist, aber Sie wissen, was ich meine...

Frage: An Konzerttagen kommen Sie vermutlich nur dazu, die Stücke aus dem jeweiligen Programm zu proben. Aber was ist mit den übrigen Tagen? Übt ein großer Geiger wie Sie dann immer noch täglich?

Kadesha: Ob ich täglich Elementares übe? Ja und Nein. Ich habe natürlich nicht mehr die Zeit, meine Etüden und Tonleitern täglich so ausführlich zu üben wie in den jüngeren Jahren oder im Studium. Man lernt, kreativer zu üben und zum Beispiel eine schwierige Passage von einem Violinkonzert als Übungsstück zu benutzen. Trotzdem gibt es die Momente, wo ich zwei Schritte zurück gehe, und mehr über Technik reflektiere. Das bringt natürlich mit sich, dass ich dann doch Tonleitern und Etüden übe.

Frage: Sie sind jetzt 25, haben in den letzten beiden Jahren fünf große Preise gewonnen, und Sie haben bereits mit berühmten Musikern zusammengearbeitet. Welche Ziele kann man da noch haben?

Kadesha: Mein Ziel ist, genau so viele Kammerkonzerte wie Solokonzerte zu spielen, da ich mich mit beidem zu Hause fühle. Mein Traum ist es aber, ein kompletter Musiker zu werden, so viel wie möglich über Musik zu lernen und immer weiter zu suchen; das ist an sich unerreichbar, deshalb ist das auch ein Traum.

Frage: Zusammen mit Ihrem Trio Gaspard und allein leiten Sie Meisterkurse auf der ganzen Welt. Wie kommt es, dass sich ein Künstler von Ihrem Format in die kleine Warflether Kirche verirrt?

Kadesha: Sehr oft sind die besten Konzerterlebnisse in Orten wie dieser kleinen Kirche. Es gibt einfach Orte, die etwas Magisches, Intimes und Einmaliges ausstrahlen. Und diese Warflether Kirche ist genau so ein Ort. Außerdem ist das Publikum wahnsinnig offen, interessiert und ehrlich. Ich respektiere und schätze auch den Veranstalter sehr. Musik ist wirklich seine Leidenschaft, und das findet man nicht so oft bei Veranstaltern und Agenten.

Frage: Für das Warflether Konzert am 3. Oktober haben Sie sich zusammen mit Ihren Triokollegen Vashti Hunter (Cello) und Nicholas Rimmer (Klavier) ein sehr besonderes Programm ausgedacht. Wie hat sich das entwickelt?

Kadesha: Wir wollten schon seit längerer Zeit das berühmte „Quartett für das Ende der Zeit" von Oliver Messiaen mit dem Klarinettisten Reto Bieri spielen. Unsere Idee war, dieses große Meisterwerk mit kleinen Stücken von verschiedenen Komponisten zu kombinieren, die sich ebenfalls mit dem Thema Zeit beschäftigen, aus verschiedenen Perspektiven und Kontexten. Viele davon sind selber von uns arrangiert. Es wird Musik von der Renaissance bis in die Moderne gespielt, von Dowland und Bach bis Berg und Cage. Wir freuen uns alle sehr darauf!

https://www.nwzonline.de/interview/berne-bringt-diese-kirche-ist-ein-magischer-ort_a_50,2,2609231339.html

 

veranstaltungsdatum: 

3. Oktober 2018

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