Lestraining für Buchpremiere 'So bleibt mir nur die Hoffnung'

Heute gibt es im Gymnasium Antonianum mit allen beteiligten SchülerInnen ein intensives Lesetraining für die Buchpremiere

So bleibt mir nur die Hoffnung

Roman über das Leben von

Jugendlichen im Nationalsozialismus

Herausgegeben von Olaf Bröcker.

Die Autoren:
Lukas Bert, Philipp Bert,
Frederik Bösing, Lea Bramlage,
Louisa Fortmann, Tanjila Hossain,
Jamie Jankowsky, Pia Kosinski,
Dominika Maszkowska, Eva Meyer,
Ngoc Nguyen, Mikail Özcan,
Lea Pranger, Anna-Maria Rolfes,
Paula Schulz, Nico Splittgerber,
Sanna Urban, Heinrich Wilkens,
Lisa Witte, Cihan Yokus.

Geest-Verlag 2016
ISBN 978-3-86685-550-2
ca. 520 S., 14.80 Euro

 

Die Eröffnungssequenz des Buches

Nach dem Geschehen

Einige Jahre nach dem Geschehen hat Waltrauds Schwester, Waltraud ist eine der jugendlichen Protagonisten dieses Buches, eine eigene Familie gegründet. Beim Spielen findet ihre Tochter auf dem Dachboden ein altes Familienfoto, auf dem die Großeltern mit ihrer Mutter und einem weiteren Kind zu sehen sind.
„Wer ist das alles auf diesem Foto?“, fragt die Tochter ihre Mutter, die gerade in der Küche beschäftigt ist.
„Na, wo hast du denn das Foto gefunden?“
„Auf dem Dachboden.“
„Zeig mir das Bild einmal! … Das hier bin ich, siehst du? Das hier ist dein Großvater und das ist deine Großmutter. Und das hier ist deine Tante Waltraud.“
„Meine Tante Waltraud? Aber du hast mir nie von ihr erzählt. Das ist doch deine Schwester.“
„Na ja … Weißt du … Ich habe einfach nie die passende Gelegenheit gefunden. Und ich weiß auch nicht, wie ich dir das erklären soll, was passiert ist.“
„Wie, was passiert ist?“
„Na ja, was damals passiert ist …“
„Ich möchte aber gerne wissen, was passiert ist …“
„Also gut, ich will es versuchen … Deine Tante hieß also Waltraud. Sie war immer das Lieblingskind von deinem Großvater. Sie hatte Asthma und war oft auf Kur. Zu Hause auf dem Hof konnte sie immer wenig helfen wegen ihrer Erkrankung, deshalb war sie auch ständig bei ihrer Freundin Karin. Wir hingegen mussten immer zu Hause bleiben und auf dem Hof arbeiten. Wir kamen nie woanders hin und hatten auch keine Zeit für unsere Freundinnen und Freunde. Ich war immer sehr neidisch auf sie. Und dann kam jene Nacht, in der sie abgeholt wurde …“
Die Tochter schaut ihre Mutter fragend an. „Abgeholt wurde? Was meinst du denn damit?“
„Also, an einem späten Nachmittag klingelte es an der Tür. Da stand ein großer Mann mit schwarzem Hut und langem Ledermantel. Er sagte, er wolle Waltraud zu ihrem Schutz in ein Jugendlager bringen. Und dass es ihr dort mit ihrer Behinderung viel besser gehen würde als hier … Waltraud schrie, sie weinte und versuchte wegzulaufen. Ich wusste nicht warum. Ich habe nur dagestanden und sie verständnislos und leicht mitleidig angeschaut. Seit diesem Nachmittag habe ich sie nicht mehr gesehen. Irgendwann kam dann die Nachricht, dass sie verstorben sei …“ Während dieser Worte kann sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
Ihre Tochter schaut sie irritiert an. „Mama, aber was ist denn passiert? Wieso ist sie gestorben?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie verhungert, erfro-ren oder hatte eine Krankheit … Ich weiß es nicht. Vielleicht wurde sie sogar umgebracht.“
„Aber Mama, wer sollte so etwas tun? Der Mann mit dem Hut und dem Mantel hat doch gesagt, dass es ihr dort gut gehen würde.“
„Du verstehst das noch nicht. Der Mann war von der Geheimen Staatspolizei, der gefürchteten Geheimpolizei der Nationalsozialisten. Und Waltraud war diesen Nationalsozialisten ein Dorn im Auge.“
„Aber wieso denn? Was hat sie getan?“
„Nichts! Es ist nur so, dass … Nein, ach egal. Ich habe dir jetzt genug erzählt.“
„Ich möchte aber wissen …“
„Nein! Es reicht jetzt. Du weißt erst einmal genug. Irgendwann wirst du alles besser verstehen!“

veranstaltungsdatum: 

26. Januar 2016

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