In Arbeit: Ida Bender: Schön ist die Jugend - Der Roman einer außergewöhnlichen russlanddeutschen Frau

In Arbeit gegangen ist nun Ina Benders Roman 'Schön ist die Jugend'. Ina Bender - eine besondere russlanddeutsche Frau und Autorin. Ihre Biographie umfasst mehr als 500 Seiten und wird eine der maßgeblichen Biographien für die Dokumentation des Lebens der Russlanddeutschen werden.


Man kann seiner Vergangenheit nicht entfliehen.
Wort zum Leser

Viele Jahre habe ich die Idee in mir getragen, solch ein Buch zu schreiben. Viele Jahre habe ich daran gearbeitet. Endlich habe ich es geschafft.  

Viele Schwierigkeiten habe ich erlebt, viel negatives Verhalten erfahren.  Aber immer schickte mir Gott Auswege, gute Menschen - Deutsche, Russen, Juden, Kasachen, die mir mit Rat und Tat geholfen haben. Ich habe gelernt, dass nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe, Nationalität, sondern die Einstellung eines jeden Menschen, sein Verhalten zu den Mitmenschen wichtig ist.
Habe bei der Arbeit an diesem Buch jene schwere Ereignisse immer wieder erlebt, bin davon nachts mit einem Schrei aus dem Schlaf gefahren oder am Tag haben sich beim Schreiben meine Augen mit Tränen gefüllt und ich musste Pausen einlegen, manchmal für einige Tage. Dann ging ich aus dem Haus, gleichsam weg von den Erinnerungen, fort in eine andere Umgebung. Oft in Blumengeschäfte, um beim Bewundern der Blumen meine Seelenruhe wieder zu erlangen.

Vor über 200 Jahren waren unsere Vorfahren, dem Ruf der Zarin Katharina der Zweiten folgend, nach Russland gekommen. Nicht auf Abenteuersuche, die Not hatte sie getrieben. Wie viel Not, Elend hatte unser Volk zu ertragen in all der Zeit in ihrer Siedlung an der Wolga! Mit wie viel Schweiß und Blut ihrer Schwielen haben sie das Steppenland getränkt, es bearbeitet, gepflegt, verschönert, fruchtbar, nutzbringend gemacht und die unbearbeiteten Ländereien zu einer „Perle an der Wolga“ verwandelt. Nicht nur zum eigenen, aber auch zum Wohle des ganzen Russlands.
Als ich über das Schicksal meiner Vorfahren, meiner Großeltern, Eltern uns schließlich mein eigenes, meiner Generation nachdachte, sah ich, dass es alles andere als schön war. Doch wir haben nicht auf-gegeben, fleißig die Hände gerührt, gearbeitet und unsere Kultur gepflegt. Auch in Zeiten totalen Verbots …

Von klein auf hörte ich viele deutsche Volkslieder und immer wie-der dieses Lied „Schön ist die Jugend“, das sehr beliebt war bei unserem Volk.  
Später, in der Trudarmeebaracke im hohen Norden in dem sibiri-schen Taiga-Urwald, fern von jeglicher Zivilisation, stillten wir hungrigen und erniedrigten russlanddeutsche Mädchen unsere Trauer und Sehn-sucht nach den teuren Lieben und nach unserer Kultur dadurch, dass wir unsere deutschen Volkslieder sangen. Und unbedingt jedes Mal das Lied „Schön ist die Jugend“. Damit schöpften wir Mut zum Weiterleben, Nichtverzagen, schöpften Hoffnung auf bessere Zeiten.
Auch viele Jahre später in den achtziger Jahren in unserem „Neu-es-Leben-Leser“-Klub haben wir bejahrte Russland-Deutschen unsere deutsche Volkslieder gesungen und immer wieder dieses Lied:
Schön ist die Jugend bei frohen Zeiten …

Möge es immer frohe Zeiten geben ohne Kriege und Missver-ständnisse zwischen Völkern, Nationen und Staaten, damit die Jugend, und nicht nur die Jugend, jeglicher Generation jedes Landes, jedes Volkes frohe Zeiten leben kann.