Asasello-Quartett - Vom Sehnen und Streben. Vom Rasen und Ringen. Vom Hadern und Hoffen. Vom Tod. „Berne bringt ..." an Schuberts Todestag Meilensteine der Quartettliteratur, geformt von „Europas aufrüttelndstem Streichquartett"


Vom Sehnen und Streben. Vom Rasen und Ringen. Vom Hadern und Hoffen.
Vom Tod.

„Berne bringt ..." an Schuberts Todestag  Meilensteine der Quartettliteratur, geformt von „Europas aufrüttelndstem Streichquartett"

„Meilensteine", die großen Werken des jeweiligen Genres vorbehaltene Reihe im Rahmen der Warflether Konzerte, startete im Februar des Jahres furios;  Cellist Maximillian Hornung (Bach Solosuiten u.a.) und Pianist Nicholas Rimmer (Beethoven Hammerklavier-Sonate u.a.) sorgten für einen vielbejubelten Auftakt. Nun präsentiert „Meilensteine"-Konzert Nr. 2 am 19.11., Schuberts Todestag, das mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnete Asasello-Quartett mit den „vier besten" Streichquartetten aller Zeiten: Schostakowitschs Nr. 8, Schönbergs Nr. 2, Janáceks Nr. 1, und Schuberts Nr. 14, „Der Tod und das Mädchen".

Große Gefühle, letzte Fragen

Große Gefühle, erbitterte Kämpfe, die letzten Fragen, sie sind es, die diese vier Werke verbinden:  Schostakowitsch, der „stille Rebell", schrieb sich mit dem achten Quartett, seinem berühmtesten, in einem einzigen rauschhaften Akt der Selbstvergewisserung Wut und Verzweiflung von der Seele. Dem Zwang, gegen seinen Willen in die Partei eintreten zu sollen, schleudert er in manischer Notwehr sich selbst entgegen: „Ich!", „D(imitri)! SCH(ostakowitsch)!, „D-ES-C-H"! Die Tonfolge als eigene musikalische Signatur beglaubigt sein „Ich lebe noch!", ein wild aufbegehrendes „Trotz alledem" mitten in Zeiten des Kalten Krieges.

Eifersucht bis aufs Blut,

Gespeist aus Ehekriegen, die, kalt begonnen, verzehrend endeten, schufen Janácek und Schönberg Quartette mit Ewigkeitsgeltung: Sechs Jahre, nachdem er sich in eine 37 Jahre Jüngere verliebt -- und sich von der eigenen Frau noch weiter zu entfernen begonnen -- hatte, muss die Lektüre von Tolstois „Kreutzersonate"  den alterssprossen Janácek mit elementarer Wucht getroffen haben. "Note für Note" des Quartetts sei ihm "glühend in die Feder gefallen", berichtet er später nach der rauschhaften Niederschrift der Komposition. Die Geschichte von Tolstois besitz- und eifersüchtigem Helden, der die Ehefrau schließlich im Wahn, gehörnt worden zu sein, niedersticht, wird durch ihn zu einem überwältigenden musikalischen Sog. So klingt Eifersucht, die rast: ein kleiner Gedankenfunke zunächst, der glimmt, zündet, aufflammt, brennt, brennend verschlingt, was ihm begegnet, „con moto", bewegt und bewegend vom ersten bis zum letzten, zur Unentrinnbarkeit verdichteten Satz.

Luft von anderen Planeten

Auch für Schönbergs fis-Moll-Quartett bildet eine existenzielle Erschütterung die Folie. Als er gewahr wird, dass seine Ehefrau, Mutter der gemeinsamen Kinder, mit seinem Freund ein Verhältnis hat, öffnet sich ihm der Grund, versteht er die Welt nicht mehr. Die ersten Sätze mit ihren vom Realen losgelösten Brüchen und Dissonanzen lassen sich lesen als Tast-, Geh- und Verstehversuche eines fassungslos Entwurzelten. Schließlich, als er nicht mehr weiter weiß, wirft der alles, was Form ihm geböte, über den Haufen und greift aus seiner Not, allein in der Musik der Instrumente eine gültige Antwort nicht mehr finden zu können, zurück auf das Mehr der Ausdrucksklarheit der Worte, des Gesangs.  "Töte das Sehnen, schließe die Wunde! Nimm mir die Liebe, gib mir dein Glück!" heißt es mit den Worten des Dichters Stefan George im dritten Satz, fast schon ein Abgesang auf die zerbrochene Ehe, bevor sich im vierten Satz Schmerz und Entsagung final transzendiert aufzulösen scheinen in einem Lied als Vision ferner Welten: "Ich fühle Luft von anderem Planeten".

und der Totentanz als Lebensmetapher --

Sphärische Zartheit, glutvolle Leidenschaft, verführerisch einschmeichelnde Wärme, schneidende Kälte, Furor, Bedrohung, Angst vor dem Tod -- all das vermögen die Ausdrucksmittel eines meisterlich in Szene gesetzten Streichquartetts dem Hörer suggestiv nahezubringen. Nichts davon bleibt uns bei Schubert erspart. Wehrlos in die Welt geworfen ist sein Mensch; zum Schaffen und Sterben verdammt, tritt er dem Tod entgegen mit verächtlicher Gebärde, wild sich wehrend und doch wissend um die Vergeblichkeit, ein frühes Vorausbild von Camus´ Sysiphos. 1824, im Entstehungsjahr seines vierzehnten Streichquartetts, weiß Schubert, wohin seine Krankheit führen wird, und er gesteht dem Freund Kupelwieser: „Mit einem Wort, ich fühle mich als den unglücklichsten, elendsten Menschen auf der Welt ... (als einen), dessen Gesundheit nie mehr richtig werden will, und der aus Verzweiflung darüber die Sache immer schlechter statt besser macht." Er muss gelitten haben wie ein Hund. Und doch: Dem Tod die Hand reichen? Dem Tod?! Er nicht! Jetzt noch nicht! Jetzt nicht! Später! Vielleicht! Später ... ... „Musik muss wahr sein, nicht schön!" Es ist, als habe Schubert Schönbergs Diktum beim Komponieren seines Quartetts über den verführerischen Erlöser Tod vorausempfunden. Vierzig elektrisierende Minuten, vierzig Minuten entfesseltes Ringen, ein Kampf gegen das Unausweichliche, vierzig Minuten Totentanz als Lebensmetapher in erschütternd kompromissloser Klarheit.

„Warfleth exklusiv": Interpretatorische Sternstunden und ein hinreißender Gesangs-Vortrag

Ein dank dieser starken Werke so reiches und komplexes Konzert werden Musikfreunde anderswo vergeblich suchen. Das Programm des Konzerts am 19.11. ist eigens für Schuberts Todestag (19.11.1828) und ausschließlich für die Konzertkirche Warfleth entwickelt worden. Es wird realisiert von Berufenen, den Musikern des Asasello-Quartetts, über dessen Gaben  Lotte Thaler von SWR2 „nur staunen" konnte: „Jedes einzelne Werk (erhält hier) seine spezifische Würde und Klang-Aura – eine interpretatorische Sternstunde."

Das russisch-schweizerisch-polnisch-finnische Quartett aus der Schule des Alban Berg Quartetts, von Walter Levin und Chaim Taub, gilt Insidern schon seit Jahren als eines der „intelligentesten, aufregendsten und aufrüttelndsten" Streichquartette Europas, ausgezeichnet mit Preisen u.a. beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Hamburg und vom Verband der Deutschen Konzertdirektionen. Seit Verleihung des bedeutenden Supersonic Pizzicato Award (Belgien) und des Preises der Deutschen Schallplattenkritik für die in Kooperation mit dem Deutschlandfunk produzierte Gesamteinspielung der Schönberg-Quartette im Jahre 2016 genießt das Quartett auch hierzulande die ihm gebührende Wertschätzung.

Sängerin Eva Resch (Sopran), Hamburg und Karlsruhe, wird in Warfleth nicht nur Schönbergs George-Vertonungen, sondern auch Schuberts Lied „Der Tod und das Mädchen" interpretieren. Konzertbesucher erwartet schon deswegen ein berührendes Erlebnis. „Concerti" schwärmte: „Eva Resch positioniert sich als neuer Stern am Liedsänger-Himmel. ... (man) erlebt eines der absolut schönsten Lied-Recitals der letzten Jahre". Und bezogen auf Schönberg war zu lesen von ihrem „hinreißenden Vortrag", von „klarer Diktion, Emphase und hoher Affinität zum Streicherklang".


--------------------------


Konzertkirche Warfleth, Sonntag 19. November, Beginn 17:00,
25,00 Euro -- -- Schüler, StudAzubis, Erwerbslose, Geburtstagskinder frei.
berne-bringt@t-online.de,
tel R. Rakow 04406-920046



DIE DATEN AUF EINEN BLICK:

ASASELLO-QUARTETT
EVA RESCH, SOPRAN
Sonntag, 19. November 2017, 17:00 Uhr
Einlass 16:00 Uhr
Zwei Pausen

Konzertkirche Warfleth, Deichstr. 120, 27804 Berne-Warfleth

Parken: Bauernstraße, Warflether Helmer, Zollstraße
(An der Deichstraße selbst sollen im Bereich der Kirche (20-er-Zone) keine Fahrzeuge abgestellt werden, um Probleme mit Linienbussen, Rettungsfahrzeugen und landw. Gespannen von vornherein zu vermeiden.)

— Streichquartette von Schubert (D 810, Der Tod und Mädchen), Janácek (Nr.1, Kreutzersonate), Schostakowitsch (Nr. 8, op. 110) und Schönberg (Nr. 2,
--- Schubert: "Der Tod und das Mädchen".Lied, D 531
E. 25,00 Euro, -- Eintritt frei für Schüler, Studenten, Geburtstagskinder, Erwerbslose, Sozialtarif

Platzvergabe nach Bestelleingang
Ein Konzert von „Berne bringt ...", Veranstalter: Gemeinde 27804 Berne, Organisation und künstlerische Leitung: Reinhard Rakow

Platzbestellung und Infos:
Reinhard Rakow, tel. 04406-920046, berne-bringt@t-online.de, www.reinhardrakow.


Förderhinweis:
Wir danken der Stiftung Niedersachsen und allen weiteren Förderern für ihre Unterstützung: EWE Stiftung, Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg, OLB-Stiftung, Oldenburgische Landschaft, KdöR (aus Mitteln des Landes Niedersachsen).