Aus dem Vorwort von Cornelia Schmalz-Jacobsen 'Berlin mit Akzent - Interviews mit Migranten' (Premiere am 21. Mai in Berlin)

Vorwort
Cornelia Schmalz-Jacobsen

Wie fühlen sich Einwanderer in Berlin, welche Erfahrungen machen sie, was gefällt ihnen und was bleibt ihnen fremd?
In diesem Buch sprechen zwanzig Männer unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und mit ganz unterschiedlichen Berufen über ihre persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat. Heimat? – Die ursprüngliche Heimat, das spürt man bei allen, ist ihnen tief ins Gemüt, ins Herz, in die Seele geschrieben. Sie leben schon jahrelang in der deutschen Hauptstadt, sie ist ihnen vertraut, und sie leben eigentlich auch ganz gerne hier. Aber dennoch … Das ‚aber’ heißt Heimweh, Sehnsucht nach Sonne, nach einer anderen Küche, nach Verwandten und alten Freunden und nach der vertrauten Sprache, die man schon als Kind gesprochen hat.

Drei Berliner Frauen, alle selbst vor vielen Jahren zugewandert, haben die Männer zum Sprechen gebracht: Mardela Mesias Zeuke aus Ecuador, Ruža Kanitz aus Kroatien und Inbal Rosenberg aus Israel. Sie hatten sich vorgenommen, keine klassischen Interviews mit Fragen und Antworten vorzulegen, sondern sie wollten ganz bewusst ihr jeweiliges Gegenüber sozusagen drauflos erzählen lassen. Das bedeutet unter anderem auch Wiederholungen, auch Widersprüche in ein und derselben Geschichte. Wenn man sich jedoch darauf einlässt, wird es zunehmend interessanter. Als Berlinerin habe ich mich öfter wie in einem Spiegel betrachtet gefühlt – sind wir so? – ja, so sind wir wohl! Zumindest wirken wir so ...

 

Berlin mit Akzent

Interviews mit Migranten

Herausgegeben von
Ruža Kanitz
Mardela Mesias Zeuke
und Inbal Rosenberg
Vorwort
von Cornelia Schmalz-Jacobsen

Geest-Veerlag 2011

„Berlin mit Akzent gibt ein Stück der alltäglichen bunten Berliner Vielfalt wieder. Freude, Enttäuschungen, Sehnsüchte, Überraschungen – und sehr, sehr viel Lebensmut!  Es ist ein lohnender Blick auf diese Stadt aus einer anderen Perspektive und mit anderen Augen“, schreibt Cornelia Schmalz- Jacobsen in ihrem Vorwort. Das Buch ist das ‚männliche Pendant‘ zu dem 2006 von Ruža Kanitz herausgegeben Buch ‚Die fremde Nachbarin‘, das zu einem äußerst erfolgreichen Buch in der Migrationsarbeit wurde. Die Herausgeberinnen haben auch in diesem Buch ihre Interviewpartner (u. a. Wladimir Kaminer) erzählen lassen, sodass vielschichtige Dokumentationen ihres Lebensgefühls entstanden.

 

Ruža Kanitz
wurde 1961 in Kroatien geboren.Sie absolvierte an der Fachhochschule in Koper/Slowenien eine Ausbildung als technische Zeichnerin. 1982 kam sie nach Berlin und war lange Zeit als Finanzbuchhalterin beschäftigt. 2006 Herausgeberin der Anthologie „Die fremde Nachbarin“ im Geest Verlag.
2009 erschien ihr Roman „Polenta oder Milchkaffee“ gleichfalls im Geest Verlag. Sie ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

Mardela Mesias Zeuke
wurde 1973 in Ecuador geboren. Sie absolvierte in ihrem Heimatland eine Studium in Aquakultur, 1998 kam sie nach Deutschland, unterrichtete  als Tanzlehrerin für verschiedene Institutionen. Sie ist mit einem Deutschen ver-heiratet, hat zwei Kinder und befindet sich in einer pädagogische Ausbildung.

Inbal Rosenberg
wurde 1963 in einem Kibuz in Israel geboren. Im Jahre 1983 kam sie nach Freiburg, wo sie ein Chemiestudium absolvierte. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in den USA zog sie 1994 nach Berlin. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet, hat zwei Kinder und unterrichtet Hebräisch und Chemie.