Ausstellung in Schloß Hardenberg (einfach im Urlaub mal vorbeifahren) Heinrich von Kleist im Dritten Reich

»Was für ein Kerl!« – Heinrich von Kleist im ›Dritten Reich‹

Ausgerechnet der Dichter Heinrich von Kleist, der innerlich zerrissene
Außenseiter nicht nur im literarischen Leben seiner Zeit, der einen
spektakulären Freitod wählte, weil ihm »auf Erden nicht zu helfen war«,
gilt als einer der anfälligsten »Klassiker in finsteren Zeiten«. Wie
die Nationalsozialisten den Dramatiker und Erzähler für ihre
propagandistischen Zwecke mißbrauchten, während gleichzeitig Widerstand
und Exil in ihm den Kronzeugen für ein ›anderes‹ Deutschland fanden,
zeigt vom 17. August bis 23. November 2008 eine umfassende
kulturhistorische Ausstellung an gleich zwei Orten: in der
Ausstellungshalle von Schloss Neuhardenberg bei Berlin und im
Kleist-Museum in Frankfurt (Oder).

Über 300 Exponate wurden allein in Neuhardenberg zusammengetragen. In
Briefen, Büchern und Zeitschriften, Gemälden, Zeichnungen und Objekten,
Film- und Theater-plakaten, Bühnenbildentwürfen und Fotografien, in
Filmausschnitten und Lebens-zeugnissen wird gezeigt, auf welche Weise,
in welchem Ausmaß und aus welchen Gründen eine solche Vereinnahmung
möglich war und wie sie umgesetzt wurde. Von Leni Riefenstahls
kriegsbedingt nie realisierter Monumentalverfilmung der »Penthesilea«
bis zu Saladin Schmitts Bochumer »Kleist-Festwoche« 1936, von der
Umdeutung Kleistscher Dichtung in nationalsozialistischen Lehrplänen
bis zur Neugestaltung der Grabstätte am Kleinen Wannsee veranschaulicht
die Ausstellung die Inanspruchnahme des Dichters, über den Joseph
Goebbels notierte: »Was für ein Kerl ist doch dieser Kleist gewesen!«

Weitere rund 50 Exponate dokumentieren im Kleist-Museum in Frankfurt
(Oder) – der Geburtsstadt des Dichters – vor allem die Verstrickung der
renommierten Kleist-Gesellschaft in die Kulturpolitik des ›Dritten
Reiches‹. In einer ständigen Ausstellung zu Leben, Werk und Wirkung
kann sich der Besucher hier zudem anhand von Handschriften,
Erstausgaben, Gemälden, Bühnenmodellen und anderen Objekten über den
›unverfälschten‹ Kleist informieren.


»Was für ein Kerl!«
Heinrich von Kleist im ›Dritten Reich‹
kuratiert von Caroline Gille
wissenschaftliche Beratung: Martin Maurach

Eine Kooperation der Stiftung Schloss Neuhardenberg und des
Kleist-Museums, mit freundlicher Unterstützung durch die ZEIT-Stiftung
Ebelin und Gerd Bucerius, präsentiert von Inforadio (rbb).


Eine Ausstellung an zwei Orten

Schloss Neuhardenberg
17. August bis 23. November 2008
Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen, 11–19 Uhr
Eröffnung: Sa 16. August, 16 Uhr

Es sprechen:
Bernd Kauffmann, Stiftung Schloss Neuhardenberg
Dr. Wolfgang de Bruyn, Kleist-Museum
Dr. Adam Soboczynski, Journalist und Kleist-Biograph

Kleist-Museum, Frankfurt (Oder)
17. August bis 23. November 2008
Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen, 10–18 Uhr
Eröffnung: So 17. August, 11 Uhr

Es sprechen:
Dr. Wolfgang de Bruyn, Kleist-Museum
Bernd Kauffmann, Stiftung Schloss Neuhardenberg
Prof. Dr. Johanna Wanka, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg


Eintritt Schloss Neuhardenberg: € 5.– / ermäßigt € 3.–
Eintritt Kleist-Museum: € 3.– / ermäßigt € 2.–
Kombi-Ticket: € 7.– / ermäßigt € 4.–

Schulklassen erhalten nach vorheriger Anmeldung freien Eintritt.