Barbe Maria Linke - Immer wieder ist mir Milena Jesenská begegnet (Literatur in schwierigen Zeiten)

Immer wieder ist mir Milena Jesenská begegnet.

Alles übt Einfluss aus, verändert und setzt uns in Bewegung, so oder so. Für mich sind es vor allem Begegnungen mit Menschen, die wach sind und die sich einmischen, 
wie Milena Jesenská.

Milena Jesenská (geboren am 10. August 1896 in Prag, Österreich-Ungarn; gestorben am 17. Mai 1944 im KZ Ravensbrück),
war eine tschechische Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin; für Franz Kafka war sie Der geliebte und wichtige Mensch.

Nach der Annexion des Sudetenlandes arbeitete Milena als Fluchthelferin, Hitlers Besetzung der „Rest-Tschechei“ trieb sie in den Widerstand. Am 12. November wurde die Mitarbeiterin der illegalen Zeitung „V boj“ verhaftet. Sie kam zunächst in Untersuchungshaft nach Dresden. Ihr Verfahren wurde zwar wegen Mangels an Beweisen eingestellt, das hatte die Überstellung an die Prager Gestapo und schließlich die Deportation ins Konzentrationslager Ravensbrück im Oktober 1940 zur Folge. Dort starb sie am 17. Mai 1944 an den Folgen einer Nierenoperation, im Alter von 47 Jahren.

Die folgenden Zeilen aus einem Brief Milena Jesenská' aus dem Untersuchungsgefängnis in Dresden an ihren Vater am 29. Mai 1940, lese ich heute mit anderen Augen. 

Und wenn sofort und augenblicklich dann nach dem Kriege ein Paradies auf der Welt einträte – wird es die Menschheit endlich zu würdigen wissen?
Für mich gewinnen Milenas Worte eine besondere Bedeutung angesichts unserer Situation hier und in der ganzen Welt.
Kommentare erübrigen sich.