Bernes gesammeltes Lesevergnügen - NWZ berichtet heute abschließend über die Berner Bücherwochen


Bernes gesammeltes Lesevergnügen
Literatur Anthologie "ZwischenZeiten" im Geest-Verlag erschienen

Von Hauke Fooken

Berne - Dass Literaturwettbewerbe Glanz bringen, weiß man nicht erst seit Klagenfurt. Solche Erfolgsgeschichten wollen kopiert werden. So auch in der 7000-Seelen-Gemeinde Berne, wo Reinhard Rakow 2008 die ersten, aber sicher nicht die letzten Berner Bücherwochen aus dem Marschboden stampfte. Sein Konzept - Literatur, Musik und Kunst an teilweise ungewöhnlichen Orten zu präsentieren - ging auf. Im November machte das kleine Berne Kultur-Schlagzeilen.
Mehr noch: An dem Schreibwettbewerb zum Thema "ZwischenZeiten" beteiligten sich 180 Autoren aus dem In- und Ausland. Über 500 Beiträge schickten sie an Rakow und seine Jury. Alle einte zwei Wünsche: Sie wollten einen Teil des Preisgeldes (für Platz eins gab es 450 Euro) und in die Anthologie "ZwischenZeiten" aufgenommen werden.
85 Frauen und Männer passierten das Nadelöhr Jury. Ihre Texte sind nun in dem im Geest-Verlag Vechta publizierten 448-seitigen Sammelband nachzulesen. Wobei verraten werden darf, dass die Lektüre ihrer Werke großes Vergnügen bereitet. Was wiederum an der Vielfalt der Themen - das Oberthema Zwischenzeiten lässt Spielräume - und an den Biografien der Schreibenden selbst liegt.
"ZwischenZeiten" versammelt Beiträge über Übergangszeiten, über das Warten, über die existenzielle Ohnmacht zwischen Leben und Tod sowie über Verwandlungen.
Da erzählt die 1955 in Emden geborene, nun im Elsass lebende Theda Urban, wie ihre Mutter ihr ihren ersten BH aufoktroyierte. Der 16-jährige Berner Mirco Arndt, jüngster Autor der "ZwischenZeiten", reflektiert in seinem ausgereiften Gedicht "Alt und Jung" das Miteinander der Generationen. Renate Detje aus Elsfleth beschreibt mit viel Gefühl die ersten Tage einer demenzkranken Frau in einer Senioreneinrichtung.
Traurig und unheimlich schön zugleich ist die Geschichte der Nordenhamerin Ruth Baumann. In "Blaukiste und Buchstabensuppe" zeigt sie, wie eine Familie den Tod des Großvaters verarbeitet. Oder da sind der Dötlinger Günter Berger (Jahrgang 1929), der das Kriegsende 1945 im Osten beschreibt und die Oldenburgerin Sigrid Mertens, die in "Unterwegs" spannend-distanziert die Irrfahrt afrikanischer Flüchtlinge in einer Nussschale auf dem Mittelmeer schildert.