Brückenprojekt 'Nationalsozialismus in der Gemeinde Emstek' startet am heutigen Freitag in der Oberschule Emstek

Heute startet mit den 9ten Klasse der Oberschule Emstek das 'Brückenprojekt Nationalsozialismus in Emstek' - ein fiktives Rollenspiel.

Die heutigen Jugendlichen übernehmen dabei jeweils die Rolle von Jugendlichen aus den Jahren ab 1933 und durchleben in dieser Rolle die Jahre von Krieg und Faschismus. Sie handeln dabei auf dem Hintergrund einer jeweiligen Biografie, die der Realität des Ortes angenähert ist.


Weibliche (Alle Volksschule, 8. Klasse)


Judith
ist ein vierteljüdisches Mädchen großmütterlicherseits. Ihre Mutter praktiziert den Glauben nicht und Judith weiß wenig vom Judentum.
Ihre Mutter ist Lehrerin. Ihr Vater ist Offizier, doch ihre Eltern sind geschieden.
Sie ist befreundet mit Anneliese.


Hildegard
ist Tochter eines reichen Landwirts und hat zwei jüngere Schwestern. Ihr Vater ist Nationalsozialist. Ihre Mutter ist schwerkrank, sie hat ein Lungenleiden. In ihrer Freizeit besucht sie die Jungkolpinggruppe.
Sie ist befreundet mit Hannelore.


Hannelore
ist Tochter eines Elektrohandwerkermeisters. Sie hat vier ältere Geschwister, ist also die Jüngste. Ihr Vater ist überzeugter Nationalsozialist. Sie hasst den Jähzorn ihres Vaters und liebt die Nähe und Fürsorge ihrer Mutter.
In ihrer Freizeit besucht sie die Jungkolpinggruppe.
Sie ist befreundet mit Hildegard.


Marlies
ist die Älteste von sechs Kindern einer Heuerfamilie. Die beiden Jüngsten (drei und vier Jahre alt) sind massiv geistig behindert. Die Familie lebt in einem Heuerhaus in großer Armut. Sie geht unregelmäßig zur Schule, weil sie sich um die Kinder kümmern muss, wenn die Eltern arbeiten.
Sie hat keine Freunde, aber Anneliese mag sie eigentlich.
Die Nationalsozialisten (Nazis) sind ihr zu laut.


Anneliese
ist Tochter eines Arbeiters der Kalksandsteinwerke und hat zwei Geschwister. Ihr Vater ist Sozialdemokrat, Anneliese mag seine Einstellung. Anneliese ist nicht getauft, aber geht zur Jungkolpinggruppe.
Sie ist eine gute Völkerballspielerin.
Ihre Freundin ist Judith.


Hanna
ist die Tochter eines kleinen Bauern. Die Familie kämpft wirtschaftlich ums Überleben. Hanna möchte nicht in die Landwirtschaft, sie möchte beim BDM Karriere machen. Sie ist überzeugte Nationalsozialistin.
Sie ist befreundet mit Ursula und Gisela.


Maria
gilt als das asoziale Mädchen in der Schule. Ihr Vater ist unbekannt, ihre Mutter ist Bedienkraft in einer heruntergekommenen Gastwirtschaft mit speziellem Ruf. Sie schwänzt häufig die Schule, weil sie sich um ihre alkoholkranke Mutter kümmern muss.
Sie ist eng befreundet mit Klaus. Sie hegt losen Kontakt zu Karla.


Ursula
ist Tochter des Besitzers des größten Geschäftes im Ort und dessen Erbin. Sie ist naiv und hübsch. Ursula liebt Mutters Modezeitschriften. Außerdem findet sie die HJ-Jungs in ihren Uniformen toll. Aber selbst mag sie nicht marschieren, deswegen geht sie auch nicht zum BDM.
Sie ist befreundet mit Hanna und lose mit Karla.


Gisela
ist die Tochter einer Wäscherin und eines Lohnarbeiters. Sie träumt von einer Theaterkarriere, weshalb sie im Jungkolpingtheater mitspielt, obwohl sie die Mädels dort nicht mag. Zudem ist sie noch beim BDM. Sie geht auch gern ins Kino und sieht sich berühmte NS-Schauspieler(innen) an. Nach der Schule möchte sie gerne nach Berlin auf die Schauspielschule, aber ihre Noten in der Schule sind ziemlich schlecht. Befreundet ist sie mit Hanna.


Karla
ist Tochter einer Chefsekretärin im Industriebetrieb. Ihr Vater ist Vorarbeiter. Vater und Mutter sind überzeugte Nationalsozialisten, aber auch Kirchgänger. Sie liebt Handarbeiten und findet deswegen die Strickstunde im BDM sehr gut.
Sie ist lose befreundet mit Ursula und hat losen Kontakt zu Maria.


Männliche (Alle Volksschule, 8. Klasse)


Josef
ist Sohn des Küsters, welcher glühender Nazi ist. Josef mag jede Art von Sport- und Geländespielen. Er findet die Rassenlehre klasse. Später möchte er Karriere beim Militär machen. Seine Freunde sind Heinrich und Erich.


Erich
ist der Sohn von Heuerleuten, die in den ärmlichsten Verhältnissen leben. Einer seiner Brüder ist körperlich behindert, er hat einen Krüppelfuß.
Erich ist befreundet mit Josef und geht in die HJ. Manchmal ist er etwas irritiert, weil er glaubt, mehr als nur Freundschaft für Josef zu empfinden.


Wilfried
ist Sohn eines Tischlers und hat selbst auch Spaß am Handwerken und Schnitzen. Dafür ist er schlecht in der Schule, außer im Werkunterricht, natürlich. Wilfried hat noch drei Geschwister. Er denkt, er hätte mit Politik nichts am Hut. Sein Vater ist christlich-konservativ (mitte-rechts).
Gerne besucht er die Jungkolpingstunden.
Er ist befreundet mit Peter und hat ein Auge auf Hildegard geworfen.


Peter
ist der Sohn des Schlachtermeisters, welcher streng katholisch ist. Sein Vater ist Hauptwortführer beim „Kreuzkampf“. Peter ist Einzelkind und Erbe des väterlichen Betriebes. Peter liebt die Jungkolpingstunden.
Er ist befreundet mit Wilfried und hat ein Auge auf Hildegard geworfen.


Klaus
ist Sohn des allseits bekannten, etwas vorlauten Gastwirts im Ort. Sein Vater ist einer der ersten Nationalsozialisten im Ort, der aber schon bald nicht mehr mit den Nazis einverstanden ist und deswegen ins KZ muss. Klaus ist der Älteste von zwölf Kindern. Wegen des Elends der Familie muss er oft zu Hause arbeiten und hat wenig freie Zeit.
Er ist eng befreundet mit Maria und hat eine lose Freundschaft mit Hermann.


Hermann
ist Sohn eines Industriearbeiters und hat einen Bruder und zwei Schwestern. Er wird in seiner Meinung sehr geprägt von einem katholischen Geistlichen und möchte selbst einmal Ordensmann werden. Kirchliche (Jugend)gruppen sind ihm aber zu oberflächlich. Er liebt lange Waldspaziergänge und Bücher lesen. Er möchte nach der Volksschule sein Abitur machen.
Hermann hat eine lose Freundschaft zu Klaus.


Heinrich
ist Sohn des Maurermeisters, der auch ein eigenes Geschäft hat. Heinrich hat eine ältere Schwester. Er mag alle Arten von Sport und möchte später zur Marine. Er ist im Sportverein, ist Turner und spielt Fußball. Politisch ist er schwer einzuordnen, aber die Nazis findet er schon sympathisch.
Er ist befreundet mit Josef und Bernd und verliebt in Ursula.


Bernd
ist Sohn eines Kleinbauern und hat vier Geschwister. Außerdem hat er noch zwei außereheliche Geschwister – Er hat durch Zufall herausgefunden, dass sein Vater mit der Magd vom Nachbarshof fremdgeht, worunter er sehr leidet.
Bernd ist Jugendschützenkönig und somit trinkfest. Zudem ist er in der Jungkolpinggruppe und Obermessdiener. Er ist befreundet mit Heinrich.


Gerd
ist Sohn des Lehrers, hat eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Die Kinder leiden sehr unter dem autoritären und nationalsozialistischen Vater. Er liebt Musik, spielt mit Begeisterung Gitarre, vor allem amerikanische Jazz-Musik. Später möchte er Berufsmusiker werden. Nazis und Kirche, beides findet er blöd. Er ist befreundet mit Hans.


Hans'
Vater arbeitet in Cloppenburg bei der Stadtverwaltung. Hans liebt Abenteuer und die Natur, deswegen ist er Teil der „Wandervogel“. Fast jedes Wochenende ist er mit Cloppenburger und Klingener Jugendlichen unterwegs: Sie zelten, machen Lagerfeuer, ... Mit den Nazis haben sie überhaupt nichts zu schaffen. Hans möchte später Lehrer werden und die Kinder anders, ohne Gewalt erziehen. Er ist befreundet mit Gerd.


Denkt bitte daran: Wenn ihr andere Personen in eure Handlung miteinbeziehen wollt, das auch mit dieser Person gemeinsam abzusprechen.


Schreibstationen heute

1.    Beschreibt den Tagesablauf eurer Figur. Schule, Beschäftigung am Nachmittag, was macht er/sie, was fühlt er/sie, worüber denkt er/sie nach, welche Träume hat er/sie für die Zukunft? Was sind seine/ihre Eltern? etc.

2.    Eines Tages steht mitten im Dorf auf einer Bank an der Kirche ein Schild mit der Aufschrift „Nicht für Juden!“
Was denkt und fühlt ihr, als ihr das seht? Wie reagiert ihr? Seid ihr allein?

3.    Es gibt einen großen Werbetag der Hitlerjugend. Ihr geht alle hin. Alles, was die HJ zu bieten hat, wird aufgeboten: Schießwettkämpfe etc. Am Ende bekommt ihr alle ein Hakenkreuzfähnchen überreicht.
Nehmt ihr das Fähnchen?