Buchvorstellung: Jenny Schon - ...halbstark. Ein Roman der Nachkriegszeit

Buchvorstellung >(gesamte Rezension im sudetendeutschen Pressedienst siehe obige pdf (einfah anklicken)


…halbstark – Ein Roman der Nachkriegszeit. Von Jenny Schon
Jenny Schon schreibt in ihrem Roman nah an ihrem eigenen Leben. Als Kleinkind mit ihrer Mutter
aus dem nordböhmischen Trautenau/Trutnov vertrieben, musste sie im Rheinland viele Kämpfe
durchstehen, denn sie war nicht nur ein zugewandertes, rothaariges Mädchen
(„Fusselumpzigarrenstump“), sie war auch evangelisch in einer katholischen Umwelt und „Pimock“
(Flüchtling), also ausgegrenzt, und die Eltern waren Arbeiter in der Metallindustrie. Alles Faktoren,
die sie als ein Unterschichtkind stigmatisierten mit nur geringsten Aufstiegsmöglichkeiten.
Mit ausgrenzenden Schimpfwörtern groß geworden, lernt sie sich zu wehren. Als „Halbstarke" tanzt
sie auf der Kirmes Rock'n Roll und hört im Kofferradio Elvis Presley und Bill Haley, bezieht Prügel
vom Vater, vom Lehrer und vom Lehrherrn. Erwachsene waren nach dem Zweiten Weltkrieg weit
davon entfernt, perfekte Demokraten zu sein.
Obwohl es den Begriff „Halbstarke" schon um 1900 in Deutschland gab, wird er in den
Fünfzigerjahren für Jugendliche aus dem proletarischen Milieu verwendet, die in irgendeiner Weise
nicht in das öffentlich gewünschte Bild der Nachkriegsgesellschaft passen und sich durch
normwidriges Verhalten, wie der Belästigung von Passanten, Störung der öffentlichen Ordnung oder
Auseinandersetzungen mit der Polizei, auszeichnen, und dies in Ost wie West. Die Halbstarken-
Bewegung ist die erste Nachkriegsjugendbewegung.
„…halbstark. Ein Roman der
Nachkriegszeit“
Von Jenny Schon
1. Auflage 2017
290 Seiten, mit Abbildungen
Maße: 13,9 x 20 cm, kartoniert
(Taschenbuch)
Preis: 12,90 € (A); 12,50 € (D)
ISBN-10: 3866856350, ISBN-13:
9783866856356
Verlag: Geest Verlag, D 49377 Vechta-
Langförden, www.geest-verlag.de;
Email: geest-verlag@t-online.de


„Das Rock’ n Roll-Lied „Tutti frutti“ (verschiedene Früchte) von Elvis Presley von 1956 kann
sinnbildlich genommen werden für das Erleben der Berta Pütz, dem Mädchen, damals Backfisch
genannt, in meinem Roman „…halbstark“. Nach Kriegsende – durch die Vertreibung traumatisiert -
mit ihrer Mutter aus Böhmen in der Kölner Heimat ihres Vaters angekommen, muß sie sich von klein
an anpassen und wehren, wehren und anpassen, ein täglicher Kampf ums Überleben und
Anerkanntwerden als Fremdling, im Rheinischen Pimock, genannt. Mit ihr kommen immer mehr
Kinder aus den östlichen Gebieten an, im Kindergarten Rangeleien um die Henkelmänner mit
dampfenden Nudeln, in der Schule um die Sitzplätze, die Klassen müssen geteilt werden. Die Eltern
sind überfordert, die Lehrer ebenso. Schläge und Repressionen sind alltäglich. Mitte der 1950er
Jahre, als sich die finanzielle Lage verbessert, begehren die jungen Leute auf. Sie hören Elvis
Presley und tanzen Rock’ n Roll zum Entsetzen der Erwachsenen, die das Negermusik nennen.
Aber die Jugendlichen haben ihren Spaß daran, endlich den Druck loszuwerden, der jahrelang auf
ihrer Kindheit lastete: Sei still, nun reiß dich zusammen, sei froh, dass wir überlebt haben…“
(Autorin Jenny Schon über ihr Buch anläßlich eines Vortrags im Frauenverband des BdV)