Christoph Katz - Innehalten (Literatur in schweren Zeiten)


Innehalten


Minutenlang die Augen schließen
und auf den Atemwellen reiten,
die Stille ungehemmt genießen
und sich verlieren in den eignen Weiten –

das kann ich wohl, wenn ich mich lasse.
Doch fiel mir das so lange schwer.
Wenn ich mich mit dem Nichts befasse,
dann ist es ganz und gar nicht leer.

Das Innehalten bringt Bescheidenheit.
Was will ich denn in dieser Welt?
Was bin ich angesichts der Zeit?
Wer ist es, der sich diese Fragen stellt?

Wenn ich minutenlang die Augen schließe,
kann ich mir demütig verzeih’n.
Ich reibe meine nackten Füße
und überlasse mich befreit dem Sein.


10.2.20