Das Adjektiv toll und seine Zusammensetzungen - aus der Duden-Sprachberatung

So toll ist toll ursprünglich gar nicht. Eigentlich bedeutet es so viel wie „getrübt, umnebelt, verwirrt“ (vgl. engl. dull – „stumpf, unempfindlich, schwerfällig“) und gehört zum Dunstkreis des Substantivs Dunst. Doch bereits im Mittelhochdeutschen hat sich eine deutliche Bedeutungsverbesserung vollzogen: „ansehnlich, bewundernswert“ kann es nun auch heißen, im Frühneuhochdeutschen dann zusätzlich „erstaunlich; sehr, stark“. Letztere Bedeutung hat heute das umgangssprachlich verwendete doll bewahrt: Ich habe mir doll wehgetan.
Die geläufigsten Zusammensetzungen mit toll sind Tollkirsche, Tollwut und tollkühn. Die auch als Belladonna bekannte Beere wird als Tollkirsche bezeichnet, weil die in der Frucht enthaltenen Alkaloide beim Menschen einen Zustand der Erregtheit und Verwirrung bewirken. Die Tollwut hingegen geht zurück auf die Wortgruppe tolle Wut. Das Adjektiv tollkühn schließlich bedeutet, dass der Betreffende in toller Weise kühn ist.
Fehlt Ihnen in dieser Aufzählung der Tollpatsch? Dann müssen wir Sie leider enttäuschen, denn obwohl der Tollpatsch seit der Rechtschreibreform mit Doppel-l geschrieben wird, hat er etymologisch nichts mit toll zu tun. Er geht zurück auf das ungarische Wort talpas „breitfüßig; breiter Fuß; Infanterist; Bär; Tollpatsch“, mit dem scherzhaft ungarische Fußsoldaten bezeichnet wurden.