Das Leben am seidenen Faden - Weserkurier rezensiert Jutta Dornheims neue Erzählsammlung

 

 Der Weserkurier rezensiert in seiner Ausgabe vom 17.5. das neue Buch von Jutta Dornheim

 

Das Leben am seidenen Faden

Bremen (pg). Die Menschen in Jutta Dornheims
Kurzgeschichten geraten auf manchmal rätselhafte, manchmal auch sehr
nachvollziehbare Weise in Turbulenzen. Da wird eine junge Frau
unvermittelt zum Spielball der Stasi. An der Schrottpresse verschwindet
ein Streikbrecher, und die sortierten Metalle haben anschließend so
einen seltsam rötlichen Schimmer. Blut? Im weitgehend automatisierten
Hochregallager macht ein Lift mit tödlichen Folgen, was er will. Der
Besuch bei einer Freundin in Paris endet für eine junge Frau in einem
Flur zwischen zwei nur mit Codes und Chipkarte zu öffnenden Türen.

Und so geht das munter fort mit merkwürdigen Ereignissen in Jutta
Dornheims neuem Buch "Steine können rückwärts fliegen". Bis hin zu
einer reichen alten Frau, die einen Einbrecher auf heimtückische Weise
ins Jenseits befördert. Die seit vielen Jahren in Bremen lebende
habilitierte Kulturwissenschaftlerin hat nun nach zwei Gedichtbänden 18
Kurzgeschichten veröffentlicht, Texte, die in der frühen DDR oder in
der bundesrepublikanischen Arbeitswelt spielen, die aber auch das
Zusammenleben von Menschen spiegeln. Und immer geht es bei der Autorin
darum, wie die handelnden Personen mit Ereignissen konfrontiert werden,
in denen sie einfach irgendetwas tun müssen - subjektiv und objektiv.

Das Scheitern, der Befreiuungsschlag, das alles hängt für Dornheims
Protagonisten am seidenen Faden, den sie entweder selbst in die Hand
nehmen können oder der sie einfach einschnürt. Dieses Verwobensein in
die Verhältnisse arbeitet Jutta Dornheim in einer sehr schönen, sehr
eigenen Sprache heraus.

Jutta Dornheims Buch "Steine können rückwärts fliegen" ist im Geest Verlag erschienen, hat 170 Seiten und kostet 16,80 Euro.