Die Preisträger der Ersten Berner Bücherwochen stehen fest

 Am gestrigen Sonntagnachmittag gab es in einer Veranstaltung im Rathaus in Berne die Preisverleihung für die Berner Bücherwochen.

Hier die Preisträger:

 

 

1. erster preis für "sein, wo ich bin" von ines schepker

ein text wie aus einem guss, dessen sprachmächtiger drive nie abreißt, von allen beiträgen der authentischste. autobiografisches konnotat, poetische überhöhung, gedankliche dichte, klare, unverquaste sprache und ein mitreißender fluss zeichnen den beitrag aus. originell durch inhalt und führung der gedanken, überraschende assoziationen und schillernde metaphern gleicht er einem guten gemälde, das man immer wieder anschauen und dabei immer neues entdeckend lesen kann. fast jeder absatz enthält einen neuen gedanken; so beliebig die inhaltlichen stationen auf den ersten blick wirken mögen, so spannend und in sich sich schlüssig ist ihre abfolge. melos und brios der sprache, ihre metrik und rhythmik überwinden immer wieder die grenzen zwischen prosa und lyrik, der bisweilen kryptische zuschnitt der bilder die zwischen lebensdokument und fiktion.

ausgehend vom erleben der ich-erzählerin thematisiert "sein, wo (immer) ich bin" das sich-reiben des individuums an den jeweiligen umgebungen, an der jeweiligen gegenwart: eine punktgenaue und doch ohne die plattheit einer 1:1-bebilderung auskommende umsetzung des themas "zwischenZeiten".

2. zwei zweite preise für "klara" von u.m.hanel und "schneewittchenkind" von martina bethe-hartwig

beide texte zeichnen, mit geübter hand verfasst, in reduzierter farbpalette stimmungsbilder, deren eindringliche wirkung über das jeweilige ende hinaus fortdauert. frei von falschem pathos, ohne jegliche effekthascherei, allein mit den mitteln der leisen, sparsamen beschreibung der außenwelt, konturieren sie das innenleben der handelnden, und zwar einerseits mit einer den leser berührenden genauigkeit, andererseits ohne das letzte geheimnisse der handelnden preiszugeben. das ungesagte, das bewahren jener geheimnisse, verleiht den personen dieser texte einen schutzraum aus sensibilität, würde und respekt, der nicht alltäglich ist. zugleich gelingt es den autorinnen damit, den jeweiligen spannungsbogen bis über den schluss hinaus zu erhalten. ungeachtet der -- der generationenzugehörigkeit geschuldeten -- unterschiedlichkeit der stilistischen mittel weist die offenheit der plots und das raffinement des schlusses über den text hinaus: bei bethe redet der schluss von gesundung, wo doch alles andere auf das gegenteil hin ausgelegt ist; bei hanel "schläft klara", der schmerz aber erwacht.

3. der sonderpreis der buchhandlung hude über 250 euro für "ich wär´ gern" von marianne pumb für das beste gedicht

marianne pumbs gedicht verkörpert geradezu mustergültig die komprimierung eines komplexen lebenssachverhaltes mit den mitteln der lyrik. ein paar, eine familie, einbezogen in eine tragödie, ein stoff, gut genug für viele dicke romane. wenige knappe, markante striche genügen der autorin, all das in einem einzigen gedicht "verdichtet" zu offenbaren. eine klare, beinah nüchterne, alltagssprache, frei von zorn wie tremolo -- eine sprache, der schludrigkeit ebenso fremd ist wie unterwürfigkeit oder umgekehrt überheblichkeit oder sonst eine übertreibung im ton --, durchwirkt von den scheinbar schlichten stilmitteln der wiederholung und des sinnstiftenden zeilenumbruches, das ist das zurückhaltende gewand, das karge behältnis, in dem sich alles vollzieht. so lenkt es den blick umso schärfer auf die dort umfangenen, macht die ungeheuerlichkeit, die diese verbindet, umso eindringlicher erahn- und erfühlbar: lyrik par excellence.

4. ein sonderpreis des geest-verlages (buchpreis im wert von 100 euro) für "rosalindes haus" von renate hedemann:

eine dramaturgisch geschickt angelegte, gut durchdachte, flüssig und spannend erzählte geschichte mit überraschender wendung und offenem schluss.

 

5. ein sonderpreis für den besten jungautoren im wert von 100 Euro (gestiftet von björn thümler) ging an mirco arndt

 

Zudem wurden noch drei Preise für die originellsten Schülerbeiträge aus dem Buch 'Heute ist meine Zeit' gestiftet:

1. Sieger  Marcel Schierenberg

2. Sieger 



Anna-Maria Foerster

3. Sieger 



Cong Thanh Nguyen