Dieter Krenz - Erzählungen aus der Isolation - der achtundzwanzigste Tag (Literatur in schwierigen Zeiten)

Hans kam am achtundzwanzigsten Tag. Er wohnte noch nicht lange in der Straße. Aber alle mochten ihn, weil er viele Witze kannte.

„Meine Geschichte handelt von der Lederhose“, sprach er. „Im Sommer waren wir auf einem Bauernhof in einer von mehreren Ferienwohnungen. Das war super, weil immer genug Kinder zum Spielen da waren. Der Junge von der Nachbarwohnung hatte zum Geburtstag eine Lederhose bekommen. Ich hätte auch gerne eine. Da musst Du überhaupt nicht aufpassen beim Spielen. Einmal spielten wir Fangen. Wir rannten hinter die Ställe, über den Hof, über die Wiese, durch die große Scheune und wieder durch den Hof. Leider hatte es geregnet und der Boden war etwas glitschig.

Und deshalb passierte es auch. Der Junge mit der Lederhose rutschte aus - und landete in der Mistgrube. Ich schrie so laut ich konnte um Hilfe. Es dauerte nicht lange, da kam die Bäuerin in ihren Gummistiefeln angerannt. (Das kranke Kind musste schmunzeln: in Gummistiefeln angerannt) Sie zog den Jungen heraus. Er war ganz und gar voller Mist und Jauche. Das stank, sag ich Dir. Die Bäuerin bat den Jungen sich bis auf die Unterhose auszuziehen, nahm den Gartenschlauch und duschte ihn von oben bis unten ab. Zum Glück war es warm und die Sonne schien. Dann schickte sie ihn in die Ferienwohnung, damit er unter die richtige Dusche gehen konnte. Die Lederhose hängte sie an die Wäscheleine und spritzte sie gründlich ab.

Am nächsten Tag war die Lederhose trocken. Aber wir mussten so lachen, weil sie mitten im Hof stand - hart wie Brett. Ob der Junge sie wieder angezogen hat, weiß ich nicht."

Findest Du einen Namen für diese Lederhose?