In Druck: Eva Lezius: Wie einst Nausikaa. Der Versuch einer Familie, in einem griechischen Hirtendorf zu leben. Vorwort von Alfred Büngen

 

Der nie vergängliche Traum eines ‚freien‘ Lebens

Ich träumte von Schönheit
Von wärmender Sonne
Und hoffnungsvoll lebendiger Jugend
Nach langem Wandern
Auch auf steinigen Wegen
Atme ich
Durch Feld und Wind
Bis in die Berge
Mich frei
Wolfgang Buchhorn

Ein eigentümliches Gefühl beschlich mich, als ich das bereits vor 35 Jahren geschriebene Manuskript der Autorin Eva Lezius auf den Schreibtisch bekam mit ihrem Hinweis, damit könne man heute sicherlich nichts mehr anfangen, das sei doch alles schon so lange her. Eigentümlich, bereits beim ersten Lesen hatte ich nie das Gefühl, in eine Vergangenheit zurückkehren zu müssen. Eine Familie, die vor mehr als drei Jahrzehnten den Mut hatte, für ein Jahr dem sie auslaugenden Leben in der Bundesrepublik ade zu sagen und in die Bescheidenheit eines griechischen Hirtendorfes einzutauchen. Ein Ehepaar, sie Lehrerin, er mehr oder weniger erfolgreicher Schriftsteller unter dem Namen Paul Narwal zu-sammen mit ihren noch kleinen Kindern tauschten ihr bürgerliches Dasein Mitte der Siebzigerjahre mit einer völlig anderen kulturellen Wirklichkeit. War dies nicht der Traum von vielen Menschen damals, die sich als Kinder der Kriegsgeneration mit enttäuschten Hoffnungen auf eine andere Gesellschaft abzufinden begannen? Ist es nicht der Traum vieler Menschen noch heute, denen von Konsumgesellschaft und erstarrten Strukturen kaum noch Luft bleibt zum Atmen?
Eva Lezius beschreibt dieses andere Leben in Griechenland ohne Pathos, ohne jene Schönfärberei, die Armut, das Ausgeliefertsein den Naturgewalten, der Kälte, die Nässe und auch die Hitze. Nicht viel bleibt von unserem Postkartenidyll Griechenland.
Und doch so viel, dass auch heute noch das dortige Leben als ein Traum empfunden werden kann. Das Spüren und Aufspüren der eigenen Persönlichkeit, das Erfahren von Natürlichkeit, das Angewiesensein auf die eigene Kraft, die Zeit für das Miteinander in der Familie und mit anderen Menschen ohne elektronische Dauerberieselung.
Die Entscheidung, diesen Traum zu leben, kostete Mut, kostete den Verzicht auf bürgerlichen Eigenheimbau und vieles mehr. Doch er erbrachte Kindern und Erwachsenen eine Erfahrung von Freiheit und Persönlichkeit, die Verwirklichung eines Traums, die ihnen niemand mehr nehmen konnte.
Sie atmeten sich frei, frei für ein ganzes Leben. Und dieser Traum eines anderen Lebens ist zeitlos, niemals vergänglich für die, die ihn damals lebten, und für die, die wir ihn heute nachempfinden dürfen.

Alfred Büngen, Verlagsleiter
 

 

Eva Lezius
Wie einst Nausikaa
Der Versuch einer Familie,
in einem griechischen Hirtendorf zu leben
Titelbild Titia Kühne
ISBN 978-3-86685-461-1
11 Euro

Den Mut zu haben, sich aus dem alltäglichen Lebensablauf zu befreien, sich und die Familie in andere Lebensumstände zu setzen, dazu will dieses Buch ermuntern.
Vor 35 Jahren entschlossen sich die Autorin und ihr Mann, mit ihren beiden Kindern im Alter von drei und fünf Jahren für ein Jahr in ein kleines griechisches Hirtendorf zu ziehen. Ein völlig anderes Leben mit dem Verzicht auf manche  Selbstverständlichkeiten unseres Wohlstandslebens und der Begegnung mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen aus einer völlig anderen Kultur. Ein Jahr, das bis heute Nachwirkungen hat, kann man doch manche Werte, Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten anders einschätzen und leben.
 

Eva Lezius
geboren mitten im Krieg in Frankfurt/Main. Als Schulkind in Lübeck und Hamburg und Hinterzarten im Schwarzwald. Studiert in Hamburg, Madrid, Berlin und München. Gelebt in Griechenland. Gearbeitet in Leonberg bei Stuttgart, in Norden/Ostfriesland, in Konin und Breslau/Polen, in Moson-magyarovar/Ungarn. Und immer wieder Reisen: Von Island bis Syrien, von New York bis Kambodscha. Heute lebt sie in Osnabrück.