Emma Lüers - Der Geschmack einer langen Nacht

Der Geschmack einer langen Nacht



Auf meiner Zunge liegt ein Geschmack, den ich erstmal im Mund hin und her schwenken muss, bis ich ihn er-kenne und beim Runterschlucken etwas vergesse.
Es ist wieder einer dieser Tage, die mich an Sommerferi-en erinnern. Da sind kühle Schatten in einem sonnen-hellen Flur. Warmer Holzboden an meinen nackten Füßen. Heute bekomme ich anders Luft zum Atmen und dabei ist erst Mittag. Ich warte eine Zeit vor dem Dach-fenster und suche nach einer Wolke in dem Blau. Mit einem Finger berühre ich das Glas und der Wind rennt vorbei. Irgendein Gefühl frisst mich auf und ich lasse es für den Moment, weil es sich ganz befreiend anfühlt.
Und nachdem ich endlich ganz aufgewacht bin, nicht mehr wie betrunken aus dem Fenster starre, gehe ich langsam in die Küche, um den Geschmack aus dem Mund zu bekommen.