Fälle und wie (Duden Sprachberatung)


Er behandelt ihn wie ein Klippschüler / wie einen
Klippschüler

Bezieht man einen Nominalausdruck mit wie auf
einen anderen Nominalausdruck, so steht der Ausdruck mit wie im
gleichen Fall wie der Ausdruck, auf den man sich bezieht:
Dieser Bursche aus Burkina Faso spielt Pässe wie ein
junger Fußballgott! Die Promovenden dienten dem Professor
wie einem Despoten. Die Physiklehrerin hat die kleine Rachel
getadelt wie einen Hund.

Gelegentlich kann man durch die Wahl des Falles
verschiedene Bezüge herstellen, die dann
zu ganz erheblichen Bedeutungsverschiebungen führen:
Der Oberarzt behandelt den Patienten wie einen Klippschüler
(Bezug auf das Objekt, Akkusativ, hier wird der Patient zum
Klippschüler). Der Oberarzt behandelt den Patienten
wie ein Klippschüler (Bezug auf das Subjekt, Nominativ, plötzlich ist
der Oberarzt der Klippschüler).

Schwierig würde es in unserem Satz, wenn die „wie”-Phrase
ein Neutrum enthielte, also Nominativ und Akkusativ nicht
zu unterscheiden wären: „Der Oberarzt behandelt
den Patienten wie ein kleines Kind.” Wer ist hier das
kleine Kind? Ebenso missverständlich: „Die
Oberärztin behandelt die Patientin wie eine Klippschülerin.”

aus: Duden-Newsletter