vergessenskultur
in erinnerung an die
großartige Lyrikerin
gertrud kolmar

mit dem beißendem rauch stiegen die toten seelen
aus den schloten der lager hoch in die lüfte
dorthin wo sie eins wurden mit den magischen wolken
die getriebene sind gescheucht vom launischen wind
der ein ewiger vagabund ist

der regen wusch die asche  von ihrer unschuld
die sonne trocknete die tränen
der mond schenkte licht
die sterne gewissheit

zu wenige trauern um verlorenes wissen
weisheit im großen und ganzen
um ungeschriebene gedichte
partituren essays oder formeln

talente und könner wurden uns geraubt
wie auch die ausgelöscht wurden
die uns spielkameraden nachbarn freunde vorbild
hätten werden können

das mea culpa der wohlfeilen art
ist zur ramschware geworden
die von feiertagsdemokraten bedarfsweise
 bei eilfertigen ghostwritern  geordert wird
um anfallende gedenktage
mit angemessener rhetorik zu verschwurbeln
bis diese endgültig per dekret abgeschafft werden

es darf kein gras darüber wachsen
das die schwadroneure des vergessens
großflächig säen wollen
dort wo die akrobaten der verdrängung
rabulistische klimmzüge machen
und alt und junggesellen auf der suche sind
nach einem neuen rassemeister