Helga Bürster - Mein Tisch (Literatur in schwierigen Zeiten)

Mein Tisch

 

Mein Tisch war voll. 

Die ihn füllten, erschlug ich.

Die mit mir feierten, bedauerten das Fleisch, das wir fraßen.

Den Hungrigen warfen wir Krumen hin.

Ich sagte, wir sollten nicht mehr so viel, nicht mehr so weit, nicht mehr so oft.

Wir stimmten uns zu.

Wir sagten, irgendwann, vielleicht unsere Kinder.

Wir raunten von kommenden Kriegen.  

Was kam, war die Pest.

Nun ist mein Tisch geborsten.

Die Gäste sind fortgegangen, die Burgtore hochzuziehen.

Ich schloss hinter ihnen ab.

Durchs Schlüsselloch schlüpfte die Sorge.

Sie brachte die Angst mit.

Auch der Tod, der ewig ausgeladene, wohnt nun in meinem Gesicht. 

Sie leisten mir stumm Gesellschaft.

Es ist still geworden an meinem Tisch.