Heute im Druck: Lehrerbegleitheft zu Heiko Schulzes Roman 'Geplatzte Kragen'

 

Didaktische Vorbemerkungen

Der Roman, den dieses Lehrerbegleitheft in Auszügen wiedergibt und ihn dabei durch zahlrei¬che Bilder und Schaubilder ergänzt, hat zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Publikation eine vielbeachtete Resonanz erfahren.
An den Autor wie an den Verlag wurde mehrfach der Wunsch herangetragen, das Buch auch für Unterrichtszwecke nutzbar zu machen. Diesem Wunsch wurde sehr gern nachgekommen, zumal sich ein schulischer Gebrauch durchaus didaktisch begründen lässt, da  sich die Handwerks- und Gesellengeschichte in besonderer Weise für einen gegenwartsori-entierten Geschichtsunterricht eignet. Auf diese Weise erreichen Schülerinnen und Schüler historisch fundierte Kompetenzen. Diese wiederum sollen Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Bereitschaften, Haltungen und Einstellungen umfassen, die am Ende auch dazu beitragen, „sich Alternativen zum Jetzt und Hier vorzustellen“ .
Besagte Gegenwartsbezüge treten unter anderem auf in Form von

    sozialen und demokratischen Rechten, die Parallelen zur gegenwärtigen Sozialstaats- und Demokratiediskussion aufwerfen
    kollektiven Erfahrungen, die Ähnlichkeiten mit modernen sozialen Bewegungen auf¬zeigen
    typischer Handwerks- und Gesellensprache, die zur Bildung historischer und – mit ak¬tuellen Varianten – zeitgemäßer Identitäten beitragen
    Liedgütern, die vorwiegend Jugendkulturen in verschiedenen Zeiten prägen
    Berufsbildern, deren Werdegang im Wechsel der Zeiten analysiert werden kann

Daneben kann der im Roman dargestellte Stoff dazu dienen,

    regionale Identitäten zu bilden, um unter anderem Aufmerksamkeit und Engagement für aktuelle kommunalpolitische Entscheidungsprozesse zu wecken
    Parallelen und Unterschiede in den jeweiligen Macht- und Partizipationsstrukturen aufzudecken
    den Wert kommunaler und allgemeiner Demokratie zu entdecken, indem man sie in Beziehung zum mühsamen Weg dorthin darstellt.

Folgt man den Darstellungen gültiger Kerncurricula für die verschiedenen Schularten, bieten sich – ungeachtet des ansonsten zu bewältigenden Unterrichtsstoffs – für das im Roman dargestellte Geschehen beachtlich vielfältige Einsatzmöglichkeiten:

    als in Fachkonferenzen festgelegte Unterrichtseinheiten – hier gemäß kerncurricularer    
Vorgaben in erster Linie für die Klassen 7/8 – im Rahmen von Themenkomplexen  
zwischen „Französische Revolution“ und „Industrialisierung“
    als Stoff für einen fächerübergreifenden Unterricht (neben Geschichte/Gesellschafts-
lehre z.B. Deutsch, Politik/Wirtschaft,  Kunst, Musik u. a.)
    als Thema für spätere Wahlpflichtkurse

    als Anlass für die Bildung von Arbeitsgemeinschaften oder zu einer
    Thematisierung in Projektwochen

Eine letzte Bemerkung betrifft die Begründung, warum sich insbesondere historische Romane, die – wie der vorliegende – auch mit fiktiven Personen und Dialogen arbeiten, gleichwohl für eine „realgeschichtliche“ Unterrichtspraxis eignen. Dies begründet sich vor allem aus der vielbeschworenen „Renaissance des Narrativen“ in der Geschichtsdidaktik. Entsprechende Darstellungen „schaffen Identifikationsangebote, welche dem (ab einem bestimmten Alter nachlassenden) Geschichtsinteresse der Schülerinnen und Schüler neue Impulse verleihen können“ . Zudem erzeugt das im Roman verwandte Stilmittel einer Personifizierung handelnder Personen, die sich – mit allen menschlichen Stärken oder Schwächen – als Angehörige jeweiliger sozialer oder politischer Interessengruppen darstellen, einen hohen Grad an Anteilnahme, Betroffenheit, Distanzierung oder auch Identifikation. Dies wiederum schließt eine kritische Reflexion von Wertungen keineswegs aus, bewahrt Multiperspektivität und sollte – richtig eingesetzt – auf jeden Fall für lebendige Unterrichtsverläufe sorgen.