Heute, Montag, 30.10., 19:30, Kulturmühle Berne Micha Brumlik, Prof. Dr., Berlin „Martin Luther und die Juden"


Brumlik, der charismatische Pädagoge, Publizist und langjährige Professor in Frankfurt, seit 2013 Senior Advisor am Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, gilt als einer der profiliertesten Vertreter jüdischer Intellektualität deutscher Gegenwart und ist durch rege Präsenz in den führenden Presse- und Rundfunk-Feuilletons auch bei einem breiteren Publikum bekannt und beliebt. Brumlik ist Mitherausgeber der politisch-wissenschaftlichen Monatszeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik" und des Periodikums „Babylon – Beiträge zur jüdischen Gegenwart". Er war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Juden und Christen" beim Deutschen Evangelischen Kirchentag.
Bei den jüngsten Bayreuther Festspielen war es Micha Brumlik vorbehalten, im neugeschaffenen Rahmenprogramm die Auftaktveranstaltung zu Wagner und Hitler zu gestalten mit seinem Vortrag: "Hitler und seinem Bayreuth zum Trotz:  Richard Wagner".
Herniedergestiegen vom Bayreuther Hügel ins flache Land der Wesermarsch, kann man ihn demnächst, am Vorabend des Reformationstages, in der Berner Kulturmühle erleben als Referent zu dem Thema „Martin Luther und die Juden". Dieses Thema ist vielschichtiger, als gemeinhin bekannt. Luther, in jungen Jahren ein Verfechter einer gewaltfreien Judenmission, wurde angesichts ausbleibender Erfolge seiner Umarmungsversuche mit zunehmendem Alter zu einem letzlich unerbittlichen Judenhasser. In mehreren
Schriften hetzte er gegen Juden und rief u.a. dazu auf, ihre Synagogen und Häuser niederzubrennen, sie in Ställen und Scheunen wohnen zu lassen, ihnen die Gebetbücher wegzunehmen und ihren Rabbinern das Lehren bei Androhung der Todesstrafe zu verbieten. Die Wirkung dieser Positionen liegt offen zutage: Spätestens seit dem 19. Jahrhundert dienten sie zur Rechtfertigung von Ausgrenzung und Verfolgung von Juden, die Nazis legitimierten damit die staatliche Judenverfolgung, besonders die Novemberpogrome 1938 -- all das unter teils offener Zustimmung der damaligen Deutschen Evangelischen Kirche (DEK).
Dennoch verehrten viele Juden Luther - besonders liberale wie Franz Rosenzweig (1866 1929). Der jüdische Historiker, Philosoph und Bibelübersetzer verehrte Luther als einen „feinfühligen Mann des Geistes", wegen seiner Sprachgewalt, und weil Luther gegen die Kommerzialisierung des Glaubens agitierte. In dem jüngst erschienenen Buch  "Luther, Rosenzweig und die Schrift. Ein deutsch-jüdischer Dialog", das Brumlik herausgegeben hat,  wird dieser „Schizophrenie" nachgegangen. Rosenzweig war Luthers Judenhass bekannt, trotzdem blendete er diesen aus und glorifizierte den aufrechten Luther, dessen unbedingte „Hier-stehe-ich"-Gottesgläubkeit ihn tief beeindruckte.
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Micha Brumlik (Hg.): "Luther, Rosenzweig und die Schrift. Ein deutsch-jüdischer Dialog", Europäische Verlagsanstalt, 290 Seiten, 25 €.
Eintritt 7,00 Euro. Schüler, Studenten, Auszubildende, Erwerbslose, Geburtstagskinder frei. Anmeldung willkommen. Reservierung und Infos: R. Rakow, tel. 04406-920046 -berne-bringt@t-online.de (link sends e-mail)