Hildegard Kohnen mit 'Liebesperlen und Lakritze' im Sommer im Geest-Verlag

 Hildegard Kohnen wird im Sommer dieses Jahres im Geest-Verlag ihr Buch über eine Kindheit in den letzten Kriegsjahren in der Eifel vorlegen. Der Titel: Liebesperlen und Lakritze. Eine beeidruckende Erzählung über unfassbares Geschehen aus der Sicht eines Kindes.

 Prolog:

„Weißt du, welcher heute Tag ist?“, fragte Lisa, die nicht Lisa heißt, ohne jede Begrüßung am Telefon. Jahrzehnte hatte ich auf diese Frage gewartet. Warum ich sie ihr nie stellte, kann ich nicht beantworten.
Jedes Jahr rief meine Schwester am zweiten Juni an, egal, wo sie sich gerade aufhielt. Niemals vorher hatte eine von uns jene Nacht, unsere Schicksalsnacht, die unser Leben so einschnei-dend veränderte, erwähnt. In diesem Jahr kann sie nicht mehr anrufen, das ist neu und schmerzt.
Bilder der Erinnerung im Spiegel des Lebens zu betrachten, sind Bilder, die nicht loslassen. Bilder, die Kinderaugen damals an-ders, milder sahen. Es ist so, als seien sie zersplittert, doch ihre Scherben verletzen nicht mehr. Feine Narben sind geblieben, nicht für jeden erkennbar, und das ist gut so. Narben, die aus einer zweigeteilten Kindheit rühren, grausam und wunderbar, Stadt und Land, Krieg und Frieden, oder was sie Frieden nann-ten.
Der Geruch der Kindheit hat sich behutsam über alles gelegt und sie kostbar werden lassen.
Erinnerungen  selbst als Fetzen, sollten niemals totgeschwie-gen werden. Auch deshalb habe ich sie aufgeschrieben.