Hirsch Glick (1922 - 1944)* Schtill, die Nacht is ojssgersternt

Hirsch Glick (1922 - 1944)*
Schtill, die Nacht is ojssgersternt

Schtill, di Nacht is ojssgeschternt
un der Frosst hat schtark gebrent.
Zi gedenksstu wi ich hob dich gelernt
haltn a Schpajr in di Hent?
 
A Mojd, a Pelzl un a Beret
un halt in Hand fest a Nagan.
A Mojd mit a sametnem Ponim
hit op dem ssojne'ss Karawan.
 
Gezilt, geschossn un getrofn
hot ir kleijninker Pistojl!
An Oto, a fulinkn mit Wofn
farhaltn hot si mit ejn Kojl.
 
Fartog, fun Wald arojss gekrochn,
mit Schnejgirlandn oif di Hor,
gemutikt fun kleijninkn Nizochn
far unser najem, frajen Dor!

Still, die Nacht ist ausgesternt

Still! Die Nacht ist voll von Sternen
und der Frost hat stark gebrannt.
Weißt du noch, wie ich dich lehrte,
wie man eine Pistole hält?
 
Ein Mädchen, ein Pelzchen, ein Barrett
die Waffe fest in der Hand
Ein Mädchen mit samtenem Antlitz
blickt auf des Feinds Karawan´.
 
Gezielt, geschossen, getroffen
hat ihre kleine Pistol´!
Ein Auto, voll mit Waffen
mit einer Kugel gestoppt!
 
Vor Tag noch aus dem Wald gekrochen
mit Schneegirlanden auf dem Haar
Ermutigt von kleinen Siegen
für unsere neue, freie Zeit.

* Der Jude Hirsch Glik (24. April 1922 - 1944), jiddischsprachiger Dichter in Nordostpolen/ Litauen, überlebte mehrere KZs, bevor er in Estland im Kampf gegen deutsche Truppen starb. Das Gedicht würdigt ein von der 20-jährigen litauischen Jüdin Vitka Kempner im Jahre 1941 auf einen deutschen Militärzug verübtes Attentat. In Gliks Vertonung wurde das Gedicht zu einem der bekanntesten Partisanenlieder des Widerstands gegen Nazideutschland.

Heute, 28.04.2014, ist Jom haScho'a, Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoa sowie an den jüdischen Widerstand, Nationalfeiertag in Israel.