Ida Bender verstorben - Wir trauern um unsere Autorin

Wie wir erst heute erfahren, ist Ida Bender verstorben.

Wir trauern um den großen Menschen, die unentwegte Frau, die Lebenszeugin eines ungeheuren Schicksal der Russlanddeutschen und die Hüterin der russlanddeutschen Kultur und Literatur.

 

Hier eine kurze Vorstellung von Ida Bender anlässlich ihres 2002 gefeirten 80 jährigen Geburtstags:

ine ungewöhnliche Frau wird am 18. Juni 80 Jahre alt: die im Leiserweg
in Langenbek wohnende Ida Bender. Zu ihrer Geburtstagsfeier hat sie
eingeladen: "Zu einem Fest zweier Kulturen, mit denen die
Russlanddeutschen aufgewachsen sind." Seit sie vor gut zehn Jahren aus
Kamyschin an der Wolga nach Hamburg kam, hat sie - in den 60er-Jahren
arbeitete sie in Kasachstan acht Jahre lang im Übersetzungsbüro einer
deutsch-sprachigen Tageszeitung - es sich zur Aufgabe gemacht, das
Schicksal der Russlanddeutschen nicht in Vergessenheit geraten zu
lassen. Sie ist die Tochter eines des ältesten und bekanntesten
wolgadeutschen Schriftsteller, Dominik Hollmann. Der 1990 über
90-jährig an der Wolga Verstorbene ist bekannt geworden durch
zahlreiche Gedichte (über 600) und Prosawerke, in denen er die
historischen Ereignisse seines Jahrhunderts und das Schicksal seines
Volkes beschreibt.
Ida Bender hat denn auch 1991 bei ihrer Übersiedlung in ihrem
Handgepäck anstelle von Kleidung das Werk ihres Vaters mit nach
Deutschland gebracht. Ihr Leben gleicht dem Schicksal vieler
Wolgadeutschen jener Generation, die infolge des Krieges allein wegen
ihrer deutschen Nationalität 1941 zu Tausenden enteignet und nach
Sibirien in Arbeitslager, verbannt worden sind. "50 Jahre waren wir
Schmähungen, Erniedrigungen und Demütigungen ausgesetzt", klagt Ida
Bender. Damit diese Tragödie historischen Ausmaßes nicht in
Vergessenheit gerät, hat sie noch im Alter von über 70 den Umgang mit
dem Computer erlernt und in den letzten zehn Jahren im Selbstverlag
einen Gedichtband sowie zwei Bände ausgewählte Prosa ihres Vaters
herausgegeben. Außerdem ist in den Vereinigten Staaten ein Buch in
englischer Sprache erschienen: "The dark Abyss of Exile: a story of
survival", eine Geschichte von Exil und Überleben. Darüber hinaus hat
Ida Bender in den letzten Jahren Dutzende von Vorträgen gehalten, in
Kirchengemeinden, vor dem Lions-Club und an der Universität Lüneburg.
Und sie hat sich auch nicht entmutigen lassen, als ihr der Direktor
eines traditionellen Harburger Gymnasiums, das ihr Enkel besuchte, auf
ihr Angebot hin, auch dort zu referieren, die kalte Schulter zeigte mit
den Worten: "Ich kann meine Lehrerschaft nicht dazu zwingen Ihnen
zuzuhören!"

 

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