J. Monika Walther - Wenn

Wenn

die Spiegelfechtereien erschöpfen
der Livebericht den Reporter
wenn fünfzig Tote den Mördern nicht
hundert und dreihundert nicht genug sind
die Erde eine flache Scheibe wird
wenn abends der Tag nicht genug war
weil (die tausend Gründe)
weil

wer möchte nicht im Leben bleiben
wenn der Lavendel blüht
die Berge im Schnee versinken
die Luft in der Sonne flirrt
das Heu trocknet
der See glänzt
wer will

geboren werden
um sich einzuordnen
zu gehorchen.
Als Plattform der Geranienbalkon
oder das schwarze Kellerfenster
um eilfertig hinauszuspringen
unter die Mächtigen und
sich zu Tode zu stürzen
arbeiten heiraten Haus bauen
all inclusiv am Lebensbüffet

Du wirfst deine letzte Münze
der Atem stockt
alle neun Zitronen des Lebens
Joker lachend auf einer Linie
das Geld klingelt
du bestellst eine Runde
eine Sekunde in der Zukunft
voll seligem Gewinnen
Der Schacht bleibt leer

alles dreht sich weiter
die Joker lachen
die Gäste trinken deinen Wodka
auf ewigen Dank verpflichtet
nackt stehst du da weil
(die tausend Gründe).
Immer diese tausend Gründe.

Nimm meine Jacke
und schließ die Haustüre auf
stell dich auf die Waage
und bestimme dein Gewicht

lege meine Waffen beiseite
schlaf und höre.
Die Nachbarn erzählen
was der Bach murmelt.
Die Glocken läuten.
Kein einziger Grund.
Weil