Julia Meisinger (Hausstette, 18 J.)
Tropfen von uns

Die Zeit wartet in einem Wasserglas auf mich und ich trinke bis zum letzten Tropfen, um nicht älter zu werden, allein in die Zukunft zu gehen, die Wege zurückzudrehen.
Bizarr, so falsch herum, nicht wahr?
Aber zurück zu dem Moment will ich, an dem ich dich zum ersten Mal richtig sah. Die Zeit umklammerte uns fest in einem Sturm aus Sand statt dem damaligen wirbelnden Wasser, nein, ausnahmsweise ruhend blieb das Nest. Du zogst mich näher zu dir, einst im kalten Wind auf offenem Felde, und ich vermisse dich seit damals fast so sehr wie heute, während sich das Glas füllt aufs Neue. Denn von dir fort wollte ich nie, also warte ich auf selbem Felde, das wir einst so gut kannten, im Leuchten des Sandes.
Doch heute ist, ganz morgen, anders geformt und aus dem Glas brechen Wellen, schaukeln dich wie mich endlich vorwärts, zueinander, die Scherben uns umsternend unter dem Regen, der uns küsst und unsere Hände bindet, weiche Körner zu unseren Füßen rieselnd.
Die Zeit verlangsamt sich, als wir älter werden, zusammen in die Zukunft gehen, die Wege neu finden und richtig drehen, was das Schicksal uns versprochen hat, in dem Moment, in dem wir uns auf dem Felde wiedersehen, unser Haus und ein neues Glas bauen, ich in deinen Armen.