Junge Lyrik, die begeistert - Eindrücke von der Premiere Miriam Bornewasser - Wände ohne Welten

Miriam Bornewasser

Wände ohne Welten

Lyrik und Bilder der Autorin

Geest-Verlag 2020

ISBN 978-3-86685-804-6

 ca. 160 S., 11 Euro

Mit einer ganz besonderen Premiere (unter Einhaltung aller Corana-Regeln) stellte die junge Autorin aus Friesoythe am Freitag in der Kath. Öffentlichen Bücherei Freunden, Bekannten und Interessierten ihren Lyrikband vor, den sie im insbesonders auch für Lyrik renommierten Geest-Verlag veröffentlichen konnte. Als junge Autorin Lyrik in einem Publikumsverlag veröffentlichen zu können, in dem nahmhafte Lyriker ihre Werke herausgeben, das ist schon eine besondere Auszeichnung und ist Beweis für die literarische Qualität der Autorin. 1998 in Friesoythe geboren, Abitur am örtlichen Gymnasium absolviert, danach ein halbes Jahr in Nordirland verbracht, ehe sie seit einigen Jahren Kunst in Düsseldorf studiert.

Am vorgestrigen Abend schloss sich für die Autorin ein Kreis. In jüngeren Jahren im Gymnasiums nahm sie an der Lese-AG der Bücherei teil, in die sie nun am Freitagabend als Autorin wiederkehrte.

„Ich nehme die Welt in Schichten wahr
in Ebenen
die sich übereinanderlegen
die sich verneinen und ergänzen
die verschmelzen
ohne sich zu berühren
Manchmal wandle ich zwischen ihnen
schaue durch sie hindurch
und ergreife, was sich mir anbietet
Und dann stoße ich mich wieder
und alles verstellt mir den Blick“

Die künstlerischen Bilder, mit denen Bornewasser diesen Band ausgestaltet, zeigen genau diese Vielschichtigkeit der Wahrnehmung unserer Welt, seziert und wieder neu zusammengesetzt mit einer unglaublichen persönlichen Kraft, die sie selbst mit dem Begriff der Leichtigkeit beschreibt. Die Leichtigkeit der Wahrnehmung, das ‚Rasseln der Seele‘, (was für einen unglaublichen Ausdruck findet die Autorin hier), das sie nicht belastet, das sie aber immer mit sich herumträgt. Sie will nicht erklären und nicht erklärt werden, aber begreifen, verstehen, sich erklären, uns damit die Möglichkeit des ebenfalls Verstehens geben. Die Welt, das private und gesellschaftliche Miteinander, sie versteht es als ein sich immer wieder erneuernder, immer weiter verlaufender Prozess.
Bornewassers Sprache bleibt stets eindeutig und klar, überhöhte Bildlichkeiten sind ihr sprachlich und auch in der künstlerischen Darstellung fremd, und doch stürzt sie uns durch die Bildung von Zusammenhängen in ein tiefes Nachdenken, für das wir uns nur bedanken können, denn so erfahren wir die Welt neu und anders, indem sie uns Sichtweisen mit auf unsere Reise gibt. Die Leichtigkeit, die Berechtigung, Fragen zu stellen, neue Zusammenhänge zu entdecken, die gibt sie uns mit auf den Weg.

"Ich bin ein Kind des Friedens
das ist alles was ich kenne
manchmal glaube ich
Blicke auf etwas anderes zu werfen
glaube zu erblicken,
was für immer unverständlich sein sollte
manchmal habe ich mich gewöhnt
kenne keine Gefahr
keine Angst
doch dann. Dann wache ich auf."

Sehr viele positive Rückmeldungen, jede Menge Signaturen in das gerade erschienene Buch am Premierenabend. Natürlich gibt es den Wunsch nach weiteren Lesungen in ihrer Heimatstadt. Gerne würde sie auch einmal für Schüler und Lehrer ihres alten Gymnasiums lesen (immerhin war der Deutschunterricht, so Miriam Borneasser gestern im Premierengespräch, nicht ganz unbeteiligt an der Entwicklung ihres lyrischen Schreibens).