Kreiszeitung berichtet über Buchpremiere von Wolfgang Bullerdiek

Lesung von Professor Wolfgang Bullerdiek und Verleger Alfred Büngen im Forsthaus Heiligenberg

Gedichte lange liegen gelassen

Bruchhausen - BR.-VILSEN (ine) · „Warum führt die Lyrik eigentlich ein Schattendasein?“ Immerhin begleite sie den Menschen doch das ganze Leben hindurch. Liebesgedichte, Reime zu Hochzeiten und am Ende des Lebens auch Verse, die den Abschied des Verstorbenen erleichtern sollen.

Kleinesiak untermalten die Premiere musikalisch. Großes Foto: Wolfgang Bullerdiek las aus seinem Gedichtband.Fotos: Suling

Verleger Alfred Büngen freute sich deshalb sichtlich, als er am Sonnabend gemeinsam mit Wolfgang Bullerdiek, pensionierter Professor für Soziologie seit 2002, dessen Gedichtband „Keine Freude als diese Traurigkeit“ vorstellte. Im Forsthaus Heiligenberg hatten sich zur Kaffeezeit die Tische gefüllt, in Erwartung kurzer, prägnanter Verse.

„Ich hoffe, dass die meisten von Ihnen nicht unzufrieden nach Hause gehen werden“, richtete sich der in Uenzen lebende Professor Bullerdiek an die Gäste. In seinem Gedicht „Januar“ beschreibt er den Dom der Sterne, im „Frühlingserwachen“ setzt er sich mit der faszinierenden, nach dem Winter wieder erwachenden Natur auseinander: „Wer hat das gemacht und das gewollt, dass es immer wiederkehrt, zu den Menschen, die es kaum beachten und verdienen.“ In „Die Mauer in Paris“ oder „Wartburgplatz“ unternimmt der Autor lyrische Ausflüge.

Alles in allem zwölf Gedichte las er am Premieren-Nachmittag. Ein Stück wurde dabei stets zwei Mal vorgetragen: Zunächst war Bullerdiek selbst an der Reihe, dann rezitierte Büngen die Verse. Das erhöhte die Wirkung. Das Besondere an Bullerdieks Lyrik: Sie ist im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte erschienen und hat erst jetzt das Licht der Leserwelt erblickt. Alfred Büngen lobte das: „Er hat die Gedichte lange liegen gelassen, um dann zu entscheiden, was gut ist. Hat dieser Text noch 40 Jahre danach Bestand?“ Eine Frage, die Bullerdiek und sein Verleger offensichtlich für viele Gedichte bejahten. Und sie in dem im Geest-Verlag erschienenen Werk zusammenfassten.

„Wolfgang Bullerdiek setzt in unserer heutigen Zeit einen wichtigen Punkt“, konstatierte Büngen. Heute lebten „wir“ schließlich in einer Gesellschaft, in der es an der Tagesordnung sei, all das zurückzudrängen, „was uns bewege. Lyrik aber verdichtet und ist etwas Emotionales“, so Büngen. Untermalt wurde die Buchpremiere von Sarah-Theres Wandel und Adrian Rusniak. Wandel unterhielt mit Gesang, Rusniak mit Klavierklängen. Dabei standen Werke von Robert Schumann, Franz Schubert und Johannes Brahms auf dem Programm dieses Nachmittags.