Lyrix-Wettbewerb im August

Aber uns reicht das nicht

 

 

Wettbewerb im August 2018

Im August geht es um ausgestorbene und wiederbelebte Tiere. In Form eines verträumten Vogels und des letzten hessischen Wolfs. Wenn ihr euch jetzt fragt, wie das zusammenpasst: Unser Monatsthema wird inspiriert durch den Text „Dodo“ von Silke Scheuermann, der sich an diesen ausgestorbenen Vogel richtet. Ergänzt wird das Thema durch ein Exponat aus dem Museum Jagdschloss Kranichstein, einer Nachbildung des letzten Wolfs in Hessen. Schickt uns eure Texte zum Thema "Aber uns reicht das nicht"!

Dodo

Silke Scheuermann

Es ist wahr, man kann zu verträumt sein,
zum Überleben. Neben dir spazierten immer
mehrere Himmel einher. Ausschließlich
freundliche andere Arten. Nun ja – bis wir kamen.
Gott hat uns Wut geschenkt, dieses starke Gefühl
ohne Richtung und Nutzen, und Appetit. Du, Dodo,
bist dann rasch verschwunden, in diese andere Welt,
in der Alice ewig versucht, von dir Wunderland-Spiele
zu lernen. Aber uns reicht das nicht, wir wollen
dich wieder. Niedlich, naiv, mit deinen treudoofen Nestern
am Boden. Als harmlosen Kameraden für unsere Kinder
denken wir dich. Glaub mir: Wir sind fast so weit.
Dodo, du wirst wiedergeboren wie am Tag
das Sonnenlicht. Ich verspreche es dir:
Du wirst unter den ersten sein, die wir machen.

 

(aus: Skizze vom Gras, Schöffling & Co. 2014)

In Silke Scheuermanns Gedicht geht es um Ausgestorbene und Lebende. Und um eine mögliche „Auferstehung“ durch Menschenhand. Bei dem Ausgestorbenen handelt es sich um einen Vogel, der bis Ende des 17. Jahrhunderts auf der Insel Mauritius lebte: der Dodo. Als gutmütiger Zeitgenosse galt das flugunfähige Tier, das auf dem Boden nistete und keine Feinde hatte. „Nun ja – bis wir kamen“, heißt es in Silke Scheuermanns Gedicht. Tatsächlich starb der Vogel schon kurz nach der Ankunft von Seefahrern und deren eingeschleppten Ratten und Haustieren aus und gilt bis heute als Beispiel einer durch Schuld des Menschen ausgestorbenen Tierart.

Und jetzt? Kann das Ausrotten vielleicht mittels Gentechnik ungeschehen gemacht und der Dodo zurückgeholt werden? Sozusagen als „zweite Schöpfung“? Forscher arbeiten schon jetzt daran, ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben zu erwecken. Und Silke Scheuermanns Gedicht verspricht dem Dodo: „Du wirst unter den ersten sein, die wir machen.“

„Aber uns reicht das nicht“ heißt unser Thema im August. Was reicht uns Menschen nicht? Sind wir unersättlich und wollen immer weiter? Wollen wir die Macht haben, selbst zu schöpfen und zu vernichten? Was ist und sollte machbar sein durch Menschenhand? Oder ist es Empathie und wir wollen gutmachen, was wir der Natur angetan haben? Fast liebevoll wird der Dodo in Silke Scheuermanns Text angesprochen: „Dodo, du wirst wiedergeboren wie am Tag das Sonnenlicht. Ich verspreche es dir“ Wie empfindet ihr beim Lesen des Gedichts? Was reicht den Menschen eurer Meinung nach nicht? Was reicht euch nicht?

Wir freuen uns auf eure Gedichte im August und wünschen euch schöne Sommertage!

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Einsendeende: letzter Augusttag